Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

528 Kumänien. (April 19 — Dee. 27.) 
Sicherheit des Staates gefährden, zu interniren oder auszuweisen, 
regelt. 
Der lehte Artikel des Gesetes lautet: „Attentate gegen das Oberhaupt 
eines fremden Staates oder dessen Familienglieder, wenn selbe das Verbrechen 
des Todtschlages, Meuchelmordes oder der Vergiftung in sich schließen, werden 
nicht als politisches oder damit im Zusammenhange stehendes Vergehen oder 
Verbrechen behandelt.“ 
19. April. Das Cabinet Joan Bratiano gibt seine Demission 
ein. Demeter Bratiano, der Bruder des bisherigen Ministerpräsi- 
denten und z. Z. Gesandter in Konstantinopel, welcher deuselben 
Principien wie sein Bruder ergeben ist, wird mit der Neubildung 
betraut. 
22—21. Mai. Krönungsfeier in Bukarest. 
4—8. Juni. Beide Kammern sprechen sich neuerdings und 
sehr nachdrücklich gegen die Ansprüche Oesterreich= Ungarns in der 
Donaufrage aus. Die Regierung erklärt aufs neue, daß Rumänien 
Oesterreich den Sitz in der Donaucommission nicht streitig mache, 
wohl aber den permanenten Vorsitz sowie die dirimirende Stimme. 
21. Juni. Da die Mehrheit beider Kammern Demeter Bra- 
tiano in der Donaufrage nicht die wünschbare Energie zutrant und 
ihm dießfalls in Parteiversammlungen eine Art Mißtrauensvotum 
ertheilt, so gibt das Cabinet seine Entlaffung und Joan Bratiano 
bildet wieder ein neues. 
Ende Juni. Aus Rußland wandern zahlreiche Juden in Nu- 
mänien ein, obgleich sie nicht gern gesehen werden und sich eine 
Antisemitenagitation entwickelt. 
20. November. Eröffnung der Kammern. Die Thronrede 
spricht sich sehr stark und nur allzu stark gegen die Ansprüche 
Oesterreich-Ungarns in der Donaufrage aus. 
3. December. Oesterreich-Ungarn bricht in Folge der Thron-- 
rede den diplomatischen Verkehr seines Gesandten mit der rumäni- 
schen Regierung ab. 
17. December. Joan Bratiano sucht umfonst in einer Ge- 
legenheitsrede die Herausforderung Oesterreichs in der Thronrede 
gut zu machen und dieses zu beschwichtigen. 
27. December. Die rumänische Regierung sieht sich genöthigt, 
den Passus gegen Oesterreich in der Thronrede förmlich zurückzu- 
nehmen, wodurch der Zwischenfall als beigelegt erscheint.
	        
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