36 Da denische Reich und seine einzelnen Glieder. (Jan. 21.)
gesetzliche Wahlkreiseinlheilung zur Zeit eine Unmöglichkeit ist. Es bleibt
also vorerst dabei, daß die Regierung innerhalb gewisser Grenzen Feloständig
die Wahlkreise für je eine Wahlperiode zu bestimmen hat. In dem neuen
Entwurf ist der Grundsab beibehalten, daß auf 31,500 Seelen ein Abge-
ordneter kommt, sowie daß ein Bruchtheil über die —e voll gilt.
Während aber nach dem alten Wahlgesetz die Regierung für jeden Regierungs-
bezirk mindestens vier und höchstens sechs Wahlkreise machen mußte, soll
von nun an eine solche Grenze nach oben und unten wegfallen, dagegen
treien die nenen Beschränkungen auf, daß kein Wahlkreis weniger als
28,000 Seelen zählen darf und mit Ausnahme größerer Städte (ein Fall
der Jmnächst nur für München praktisch ist) kein Wahlkreis mehr als vier
Abgeordnete wählen soll. Jene Grenze von 28,000 Seelen tritt in Wider=
spruch mit den Ven ker. früherer Entwürfe und auch in den Ausschüssen
angenommenen Vorschlägen, welche dem städtischen Element eine nicht unbe-
rechtigte besondere Berücksichtigung gewähren wollten. Indem die Bevöl-
kerungszahl der einzelnen Regierungsbezirke bei der Berechnung der Abge-
ordnekenzahl ausschließlich zu Grunde gelegt wird, ist ein Mißgriff des
früheren Gesetzes beseitigt, wonach sowohl die Gesammtjzahl des Königreiches
als die Bevölkerungszahl in den einzelnen Regierungsbezirken als Maßstab
vorgeschrieben war, was eine rechnerische Absurdität zur Folge hatte. Durch
die Beseitigung des Instituts der Ersatzmänner wird der weitere Vortheil
erreicht, daß dai Annahme eines Staatsamtes oder einer Beförderung im
Staatsdienst den Wahlmännern eine völlig freie Neuwahl zusteht. Dagegen
bleibt die indirecte Wahlart wie bisher.
21. Januar. Der „Reichsanzeiger“ berichtet über die neuesten
Fortschritte des im J. 1874 auf Anregung Deutschlands (und des
Ministers Stephan) auf einem Weltpostcongreß in Bern gegrün-
deten und vor 2 Jahren reorganisirten Weltpostvereins:
Zum 1. Juli d. J. werden die Vereinigten Staaten von Columbien
dem Weltpostverein beitreten. Dieser Anschluß hat, in Folge besonderer
Schwierigkeiten, welche in der Transitfrage bezüglich des wichtigen Verkehrs
über die Landenge von Panama begründet waren, längere Verhandlungen
erfordert. Im weiteren ist der Beitritt Chile's auf den 1. April d.
festgesetzt; auch sind verschiedene brittische Colonien im Weltmeere zur Auf-
nahme bereits angemeldet. Der Verein wird alsdann ein Gebiet von rund
1,550,000 Quadratkilometer mit etwa 783 Millionen Bewohnern umfassen.
N des Vereins befinden sich jetzt nur noch (natürlich abgesehen von
minder civilisirten Staaten und Ländern) Bolivien, Paragnay, einige minder
bedeutende Republiken Central-Amerika's, das Capland und die australischen
Colonien. „Jothing in my opinion'' — sagt der Generalpostmeister der
Vereinigten Staaten in seinem letzten Jahresbericht, welchem wir diese Notizen
entnehmen — „has contributed so much to a state of universal peace
and amity, or to promote cirilization and to disseminate truth and
correct principles; it is a long step forward in ihe onward march of
human progress.“ Der Chef des amerikanischen Postwesens läßt diesen
Worten alsbald die That folgen, indem er einen Gesetzentwurf zur Ein-
führung der Paketpost in den Vereinigten Staaten in Aussicht stellt, damit
denselben der Beitritt zu dem vor kurzem in Paris abgeschlossenen inter-
nationalen Vertrag über die Einführung des Paketpostdienstes in den Welt-
postverein ermöglicht werde.
21. Jannar. (Preußen.) Abg.-Haus: genehmigt das Com-