Tebersicht der polilischen Eanlwichlung des Jahres 1881. 613
Jahre 1881 die Zweitheilung der Universität Prag zu ihren Gunsten,
obgleich es eine czechische Wissenschaft überall nicht gibt, die Polen
die galizische Transversalbahn, obgleich dieselbe viel kosten und wenig
eintragen wird, die Slovenen die allmälige Slovenisirung des bisher
wesentlich deutschen Krains als Kern des geträumten zukünftigen
slovenischen Königreichs, und die Clericalen die Neutralität der Re-
gierung bei ihrem Ansturm gegen die achtjährige Schulpflichtdauer,
die wieder auf eine sechsjährige herabgesetzt werden soll, was vorerst
nur an dem Widerstand des Herrenhauses noch scheilerte. Geht es
noch einige Jahre so fort, so werden die ganz oder überwiegend
slavischen Provinzen alles erreicht haben, was sie nur wünschen
mögen, in erster Linie natürlich die vollständige Ausmerzung oder
Unterdrückung des deutschen Elementes und alles deutschen Einflusses.
Es sind das allerdings zunächst nur thatsächliche Errungenschaften,
aber sie bilden die Fundamente eines slavisch-föderalistischen Aufbaues,
dem die verfassungsmäßige Krönung mit der Zeit nicht fehlen wird.
Die Vorbereitungen dagu sind getroffen. Schon am 14. Januar 1881
traten die letzten mehr oder weniger noch entschieden deutschen Mi-
nister v. Streit und v. Kremer aus dem Cabinet aus; seither besteht
dasselbe ausschließlich theils aus nationalen, theils aus unselbständig
bureankratischen Elementen. Im Jahre 1881 stand die Mehrheit
des Herrenhauses noch auf Seite der deutschen verfassungstreuen
Partei und leistete der einbrechenden Slavisirung wie dem kommen-
den Föderalismus muthigen Widerstand; aber Graf Taaffe griff in
diesem Jahre zu wiederhollen Pairsschüben und am Schlusse des-
selben konnte er auch im Herreuhause auf eine Mehrheit für seine
Politik unter allen Umständen zählen. Für das herrschende Regime
war das ein großer Erfolg, weil er nunmehr innerhalb der bestehen-
den Verfassung aller drei gesetzgebenden Factoren sicher ist. Immer-
hin bildet die Verfassung noch eine Schranke, den slavischen und
föderalistischen Tendenzen und Gelüsten die vollen Zügel schießen zu
lassen, und diese Schranke dadurch zu überschreiten, daß die gegen-
wärtige Mehrheit des Reichsraths sich bis zu einer Zweidrittelmehr-
heit verstärkt, ist die letzte, aber auch größte Schwierigkeit, die Graf
Taaffe bewältigen muß, um glücklich — wieder beim Grafen Hohen-
wart anzukommen. Doch auch dazu muß es ja Mittel und Mittelchen
geben. Und dergleichen wurde auch schon im Jahre 1881 ins Werk
zu sezen angefangen. Dahin gehörte die Wahl des Hrn. Puzyna in
Galigien, welche eine geradezu scandalöse Vergewaltigung der ruthe-