Das beulsche Reich und seine elnzeluen Slieder. (Jan. 2627.) 41
auch die Diasporagemeinden. Dieser Zustand hat sich seit ungefähr einem
halben Jahr etwas verschlimmert durch einzelne Tobesfällez vor etwa einem
halben Jahr waren noch 100 Pfarreien mit rund 10 0,000 Seelen mehr
versorgt. Tiesem von der Regierung durchaus anerkannien Nothstand hat
nun der Art. 5 des Gesetzes vom 14. Juli 1880 im allereminenteslen Sinn
Abhilfe beain (Widerspruch im Centrum.) Die Zahl der nicht mehr
mit Pfarrern besetzten. Pfarreien, in welchen jedoch auf Grund dieses Art. 5
regelmäßige seelsorgerische Pflege durch rite angestellte Stellvertreter geübt
wird, beträgt 508 mit rund 1.463,000 Seelen, und die Zahl derjenigen
Pfarreien, in welchen auf Grund des Alineas 1 des Art. 5 des aqu. Gesehes
durch benachbarte Geistliche regelmäßige Seelsorge gepflegt wir, beträgt 445
mit rund 450,000 Seelen; also in Summa 953 Pfarreien mit 1,913.000
Seelen genießen eine regelmäßige seelsorgerische Pilege durch die Dazwischen-
kunft der gegen den Willen des Centrums im Sommer zu Skande gekom-
menen Gesetzgebung. (Große Bewegung rechts und linls. Hört! Hört.)
Es bleiben also Pfarreien, in denen zwar regelmäßige Seelsorge nicht- statt-
findet; in denen aber von Zeit zu Zeit bereitwillig Geistliche die Sacra-
mente spenden, 150 mit rund 170,000 Seelen. Das ist der Umfang
des Nothstandes im gegenwärtigen Augenölick. Oder wenn ich, was drastischer
wirkt, mit Procentzahlen rechne, so slellt es sich folgendermaßen: durch die
gesehgeberische Aushilfe ist von der Gesammtgahl der erlediglen Pfarreien
und der in ihnen vorhandenen Seelen dem Bedürfnisse nach nicht genügt
für 13,9 Proc. Pfarreien und für 8 Proc. der Seelen. Von der Gesammi-
zahl aller Pfarreien und Seelen bleiben in diesem Augenblick als nicht.
regelmähig versorgt nur übrig 3 Proc. Pfarreien und 2 Proc. der Seelen.
Lebhafte Bewegung. Hört“ hört! rechts und links. Widerspruch im Centrum.)
ch bin weit entfernt, diesen Zustand gut zu nennen; die königliche Staals-
regierung hal den lebhaftesten Wunsch, daß keine katholische Seele ohne
regelmäßige Seelsorge wäre. Aber wenn ich bedenke, daß der Antrag Windt-
horst eigentlich darauf hinausgeht, daß die ganze katholische Bevölkerung
sich in Gesammtheit im dringendsien Nothstande befindet und ich Ihnen
meine Zahlen gebe, dann muß ich doch zu meinem neulich mit Unwillen
ausgenommenen Worte zurückkommen: „Man schadet den Interessen seiner
Sache durch Uebertreibung.“ (Sehr wahr! rechts. Widerspruch im Centrum.)
Dazu kommt aber noch der von Herrn Windthorst allerdings in anderem
Zusammenhang berührte finanzielle Punkt dieser Sache. Auch in dieser
Richtung ist für möglichste Abhilfe gesorgt: Die Oberpräsidenten sind er-
mächtigt, wie Sie aus dem Etat wissen werden, aus den verwalteten Bis-
thumsgeldern denjenigen Geistlichen, welche sich der Befriedigung der seel-
sorgerischen Bedürfnisse in verwaisten Gemeinden unterziehen, Remunerationen
zu zahlen. Alle diese Momente führen mich zu der lleberzeugung, daß,
wenn der Abg. Windthorst in doch sehr scharfer Weise den Standpunlt
kritisirt hat, den ich einzunehmen habe, er den Beweis für seine Behauptung
dem Hause nicht hat erbringen können. Es ist ja vollkommen richtig —
und ich sage dieß zu meinem großen Bedauern — daß. wenn der jehige
Zustand fortdauert, wenn es nicht gelingt, in irgend einer Weise zu regel-
mäßigen Verhältnissen zurückzukehren, das Bild, welches ich im gegenwärtigen
Augenblick von dem Nothstand entwickelt habe, in einer gegebenen Zahl von
Jahren sehr wesentlich anders und sehr viel trüber aussehen würde. (Sehr
ahr! im Centrum.) Aber ich muß ganz entschieden hier betonen: das
Mittel zur uen) dieser Zustände liegt nicht in einem unnnter-
brochenen Sturmlaufe gegen unsere Gesetzgebung! ebhate Zustimmung
rechts. Widerspruch im Centrum.) Und wenn die heutige Verhandlung
nur den Nutzen stiftet, daß die maßgebenden Kreise der kakholischen Kirche