Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

180 Die Oesterreichisch-lugarische Menarchie. (Jan. 21. Ende.) 
nicht gerade entgegen, will aber der Regierung die Initiative wahren 
und beschließt daher, die Fragen zu trennen und die gewerblichen 
dem Gewerbeausschusse, die übrigen einem Sonderausschusse von 
36 Mitgliedern zu überweisen. Die Fragen bleiben indes zunächst 
ganz liegen. Die Regierung beschäftigt sich vorerst lediglich damit, 
die Lage der Bergwerksarbeiter zu verbessern. 
24.—28. Jannar. (Oesterreich-Ungarn.) Der russische 
Minister des Auswärtigen, v. Giers, besucht auf der Rückreise aus 
Italien Wien und den Grafen Kalnoky, wie er auf der Hinreise 
Berlin und den deutschen Reichskanzler besucht hatte. Die offiziösen 
Blätter sprechen sich über die Eindrücke, die der Besuch hinterläßt, 
sehr befriedigt aus. Hr. v. Giers scheint sich überzeugt zu haben, 
daß es ganz aussichtslos sei, das enge Verhältnis zwischen dem 
dentschen Reich und Oesterreich-Ungarn lockern und damit einen 
Hinzutritt Rußlands in der früheren Weise vorbereiten zu wollen. 
24.—25. Januar. (Ungar n.) Reichstag: berät und genehmigt 
ein Wuchergesetz, das den Wucher ohne Feststellung eines denselben 
absolut begründenden Zinsmaximums zu definieren sucht. 
27. Januar. (Oesterreich.) Herrenhaus: die Gewerbekom- 
mission desselben beantragt durch ihren Neferenten Graf Blome die 
Zustimmung des Hauses zu der vom Abg.-Hause beschlossenen (f. 1882, 
6. Deg.) Gewerbenovelle mit Zwangsinnungen und Befähigungs- 
nachweis im Interesse des Kleingewerbes. 
28. Januar. (Oesterreich.) Herrenhaus: Volksschulkom- 
mission: beschließt, dem Hause die Genehmigung der ihm vorgelegten 
und vom Abg.-Hause noch nicht beratenen Volksschulgesetznovelle zu 
beantragen, indes mit einer zwischen den Fraktionen der Rechten ver- 
einbarten wichtigen Anderung: es wird dem § 54 der Vorlage, welcher 
verfügt, daß die Schulleiter jenem Glaubensbekenntnisse angehören 
müssen, welchem die Majorität der Schüler im Durchschnitte der 
letzten fünf Jahre angehört hat, mit Rücksicht auf das Verhältnis 
zwischen Polen und Ruthenen die Beschränkung beigefügt, daß diese 
Bestimmung auf Galizien keine Anwendung zu finden habe. 
31. Januar. (Oesterreich.) Reichsrat: Strafgesetzkommission: 
erklärt sich mit 8 gegen 7 Stimmen für Beibehaltung der Todesstrafe. 
Gebührenkommission: erklärt sich mit 5 gegen 3 Stimmen für 
Einführung einer Börsensteuer. 
— Januar. (Dalmatien.) Der Statthalter Baron Ivanovie, 
obgleich selbst Slave, erläßt eine Verordnung, welche den Beamten
	        
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