Die Oesterreichisch-Angarische Monarchie. (Ende Ott. Nov. 5.1 230
Die Landtageabgeordneten und Großgrundbesitzer v. Schrey und Graf
Blagay legen ihre Mandate nieder und protestieren damit gegen dieser Kom-
promiß, welche für unabsehbare Zeiten hinaus alle Hoffnungen der Liberalen
Krains begraben hat, lediglich um die Angrifse der Slovenen auf den Groß
grundbesihz hintanzuhalten, die wirkungelos zu machen doch in der Hand der
Großgrundbesitzes gelegen hätte. Jetzt sleht dagegen unter jener Einen Ae-
dingung einer flovenischen Wahlreform nichts mehr im Wege. TDie Negie-
rung hat dazu durch den Landreprasidenten Winller das ihrige zur „Ver-
söhnung“ beigetragen.
— Oktober. (Böhmen.) Die Frage einer Zweiteilung Böh-
mens nach den beiden Nationalitäten steht, einmal angeregt, im
Vordergrunde des politischen Interesses, ebenso wie die Frage der
Abstinenz (eines Massenaustritts der Deutschen aus dem Neichsrate).
Gegen jene wehren sich die Czechen mit Hand und Fußs, da sie ihre
Majorität immer mehr gegen die Deutschen auszunützen gedenken
und zwar bis zur Wiederherstellung des czechischen Königreichs Vöh-
men mit Mähren und Schlesien.
— November. (Oesterreich-Ungarn.) Die mit Frankreich
angeknüp ten Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Handels-
vertrags bieten nur sehr geringe Aussichten, und man ist bereits
darauf gefaßt, daß derselbe im wefentlichen nicht über einen Meist-
begünstigungsvertrag hinausgehen werde.
2. November. (Ungarn: Kroatien.) Neue Konzession an die
Kroaten: der ungarische Finanzminister Szapary beseitigt auch die
von ihm eingeführten doppelsprachigen Stampiglien wieder.
4. November. (Oesterreich.) Schluß der elektrischen Aus-
stellung in Wien durch eine Rede des Kronprinzen. Das Resultat
der Ausstellung wird als wissenschaftlich und praktisch sehr bedeutend
angesehen.
5. November. (Steiermark.) Die Deutschen in Unter-
steiermark sind mit dem vorsichtigen Verhalten der vereinigten Linken
nicht ganz einverstanden und wünschen von der letzteren ein mehr
entschieden deutsch-nationales Gepräge. Ein Parteitag in Marburg
an der D#n beschließt einstimmig folgende Resolution:
fit Verein anerkennt die Bemühungen der vereiniglen Linken, den
venuschi Soslerräics die ihnen gebührende Stellung zu wahren, und wird
auch fest zu seinen Abgeordneten halten, wenn dieselben zur Wahrung der
Ehre der Deutschen Oesterreichs bis zur äusersten gesetzlichen Grenze gehen
werden. Zugleich drückt der Verein den Wunsch aus, die deutschen Abge-
ordneten mögen sich zu einem nicht nur dem Wesen, sondern auch dem Namen
nach deutschen Klub vereinigen. Einen wirklichen Erfolg von den politi-
schen und wirtschaftlichen Neformen erwartet der Verein erst dann, wenn
im Reichsrate ausschließlich die ehemals deutschen Bundes
provinzen vertreten sein werden.“