240 Die Orflerreichisch-Angarische Monarchie. (Nov. 6—17.)
6. November. (Oesterreich und Ungarn.) Die Regierungen
beider Reichshälften verständigen sich nach nahezu dreijährigen Ver-
handlungen über eine namentlich von Ungarn gewünschte Neform
resp. Erhöhung der Spiritussteuer.
7. November. (Dalmatien.) Die Mehrheit des Lehrkörpers
der nautischen Schulen verlangt vom Landesschulrat die Slavisierung
dieser Schulen. Der Landesschulrat scheint nicht ungeneigt, dem
Begehren zu entsprechen, die Regierung kann es aber fast unmöglich
zugeben, da die Sprache der österreichischen Marine die italienische
ist und alle Seenationen des Mittelmeeres und sogar die Griechen
und Türken sich derselben bedienen, somit die Slavisierung der
nautischen Anstalten den Ruin Dalmatiens bedeuten würde.
8. November. (Oesterreich-Ungarn.) Der ultramontane
Frhr. v. Helfert veröffentlicht eine Reihe von Artikeln über eine
künftige Dreiteilung Oesterreich-Ungarns, indem Kroatien, durch Teile
Oesterreichs vergrößert, als südflavisches Reich Oesterreich und Ungarn
an die Seite gestellt würde. Es ist ein ballon d'essai, der aber
vorerst noch wenig Anklang findet.
13. November. (Ungarn: Kroatien.) Um den Ausnahme-
zustand in Kroatien wieder aufheben zu können, unterhandelt die
ungarische Regierung mit dem General Philippovic, einem geborenen
Slaven, wegen Übernahme der Banuswürde. Die Unterhandlungen
zerschlagen sich jedoch, da der General eine Stellung fordert, die
ihn von der Pester Regierung giemlich unabhängig gestellt hätte.
Diese unterhandelt nun mit dem Grafen Khuen Hedervary, einem
ungarischen, auch in Kroatien begüterten Magnaien.
17. November. (Steiermark.) Wie weit die reaktionäre
Schulgesebnovelle des Reichsrats geht oder doch ausgebeutet werden
kann, zeigt ein Erlaß des Unterrichksministers, nach dem die Stunden-
zahl für das 7. und 8. Schuljahr auf 57 Stunden im ganzen
Jahre herabgesetzt, d. h. diese beiden Schuljahre thatsächlich soviel
als ganz abgeschafft werden. In Steiermark erfolgt der Erlaß
auf Betreibung der Klerikalen. In andern Kronländern wird es
wohl nicht viel anders sein oder doch noch werden.
17.—24. November. (Ungarn.) Abg.-Haus: genehmigt mit
geradezu überwältigender Mehrheit — jedoch ohne Namensaufruf
und ohne Zählung — die Vorlage der Regierung betr. Einführung
der Civilehe zwischen Juden und Christen und eine Resolution
Iranyi's, die Regierung anzuweisen, sobald als möglich einen Ge-