246 Die Oesterreichisch= Angorische Monarchic. (Tez. 15—30.)
geben und beide Parteilager bereiten sich denn auch während der
Vertagung darauf vor.
15. Dezember. (Oesterreich.) In Wien wird der Polizist
Hlubek ermordet. Der Mord wird allgemein und nicht ohne Grund
den Sozialdemokraten oder Anarchisten zugeschrieben. Die Zustände
in Wien fangen an, in dieser Veziehung sehr bedenklich zu werden.
15. Dezember. (Mähren.) Der mährische Großgrundbesitz
wählt statt der zwei so skandalös Gewählten und dann freiwillig
Zurückgetretenen nunmehr zwei Liberale in den Reichsrat. Die
Wahl wird nicht angefochten.
16. Dezember. (Galizien.) Einer Deputation des Polen-
klubs über die von den Polen geforderte Degentralisation der Eisen-
bahnen gibt der Handelsminister eine Antwort, welche sie vorerst
vollständig befriedigt.
17. Dezember. (Ungarn: Kroatien.) Eröffnung des Land-
tags. Der neue Banus hält eine Ansprache, in der er ein ver-
söhnliches Programm entwickelt, das günstig aufgenommen wird.
19. Dezember. Triest.) Feierliche Schlußsteinlegung des
neuen Hafens. Mit der Fertigstellung des Hafens, der Triest ge-
wissermaßen als Prämie für den Verzicht auf die Freihafenstellung
gewährt wurde, tritt diese wieder in den Vordergrund.
19. Dezember. (Ungarn: Kroatien.) Landtag: die Partei
Starcevic, die von keiner Verbindung mit Ungarn irgend etwas
wissen will, erregt einen so fkandalösen Tumult, daß der Präsident
die Sitzung schließen muß und zunächst niemand weiß, wie die
Veratungen fortgesetzt werden sollen.
20. Dezember. (Oesterreich.) Die Rechte des Reichsrats
plant eine neue Wahlreform, um sich die Majorität für alle Zeiten
zu sichern und zugleich womöglich eine Zweidrittel-Majorität zu
erobern.
22. Dezember. (Ungarn.) Die Juden in Tisza--Eszlar wer-
den auch in zweiter Instanz freigesprochen.
26. Dezember. (Oesterreich-Ungarn.) Der Kronprinz wird
durch Ernennung zum Kommandanten der in Wien liegenden Truppen-
Infanteriedivision von Prag nach Wien versetzt.
30. Dezember. (Oesterreich.) In Wien erregen eine An-
gahl sozialistischer Arbeiter in der Pfarrkirche des Bezirks Favoriten
einen argen Skandal, indem sie pfeifen, zischen und nach dem Priester
auf der Kanzel mit Steinen werfen.