250 Spanien. (Oft. 13..Nov. 7.)
Das gesamte Ministerium, das schon seit der Zeit, da es sich von
der Militärrevolte in Badajoz hatte überraschen lassen, nicht mehr
auf festen Füßen stand, verlangt vom König seine Entlassung.
13. Oktober. Sagasta lehnt die Neubildung des Kabinets
ab und rät dem König, sich an Posada Herrera, den Präsidenten
der II. Kammer und ein sehr gemäßigtes Mitglied seiner Partei,
zu wenden und ein aus Mitgliedern der Partei Sagasta und der
dynastischen Linken (Serrano) zusammengesetztes Kabinet zu bilden.
Der König geht darauf ein, indem er so die Partei Serrano defi-
nitiv für die Monarchie zu gewinnen und eine große gemäßigt
liberale Partei bilden zu können hofft. Das neue Ministerium
kommt hierauf rasch zustande: Posada Herrera übernimmt darin das
Präsidium, Moret das Innere und Lopez Dominguez den Krieg, beide
letztere der dynastischen Linken angehörig und zu ihren Führern zäh-
lend, während die übrigen Mitglieder teils auch dieser, teils der
Partei Sagasta angehören. Sagasta stellt dem neuen Kabinet seine
Unterstützung in Aussicht, was sehr wesentlich ist, da er über die
Mehrheit der Kammer verfügt. Es ist aber von vorneherein klar,
daß die dynastische Linke nunmehr in der Regierung das übergewicht
hat und den Ton angeben wird. Serrano selbst ist zum Botschafter
in Paris designiert.
Ganz zur Seite steht ausgesprochen die republikanische Partei,
die in 3 Fraklionen zerfällt: die Possibilisten unter Castelar, welche die
Republik auf dem Wege einer gesehlichen Entwicklung herbeiführen zu wollen
erklären, die sog. demokratischen Progressisten unter Zorrilla und Sal-
meron, welche eingestandenermaßen den Sieg ihrer Sache nur von einem
mit allen Mitteln zu betreibenden gewaltsamen Umsturg erwarten, und die
extreme föderalistische und zugleich sozialdemokratische Gruppe unter Pi
Margall. Der Entschluß des Königs, in der Bildung seiner Negierung
wieder um einen Schritt weiter nach links zu gehen, fällt auf und ist in
der That nicht ungefährlich.
— Oktober. Das neue Ministerium tritt zunächst ziemlich
gemäßigt auf. Doch ist es außer Frage, daß es entschlossen ist, in
dieser oder jener Form auf die demokratische Verfassung von 1868
zurückzugreifen, namentlich auf die Wiedereinführung des allgemeinen
Stimmrechts, während Sagasta und seine Partei bestimmt und un-
zweidentig erklären, dazu niemals die Hand bieten zu können.
7. November. Der deutsche Kaiser zeigt dem König den Be-
such des Kronprinzen an, da er selbst in seinem hohen Alter die
weite Reise nicht mehr machen könne. Der Gegenbesuch hätte an
sich gar keine solche Eile gehabt; die öffentliche Meinung erkennt