Grohbrilannien. Mai 2/ Inni 7.9 2500
freien Fuß gesetzt, bleibt aber vorerst unter dem Schutz der Polizei.
Durch Gerichtsspruch bleibt er sogar wohlbestallter Stadtrat von
Dublin. In Irland ist er indes seines Lebens keinen Angenblick sicher.
26. Mai. Die Zeichnungen für einen Parnellfonds kommen
erst jetzt, da sich der Papst gegen ihn ausgesprochen hat, recht in
Fluß. Man hofft, ihn nach und nach doch auf 50,000 Pfd. St.
zu bringen.
28. Mai. Die Negierung unterhandelt mit Lesseps über die
Bedingungen, unter welchen den berechtigten Forderungen der eng-
lischen Rheder bez. des Suczkanals resp. der Erbaunng eines zweiten
Kanals Genüge gethan werden könnte, ohne den Rechten der frau-
Jösischen Gesellschaft Lesseps zu nahe zu treten.
29. Mai. Gladstone erklärt einer Versammlung seiner Partei,
daß er sich entschlossen habe, die Bill für Resorm der Londoner
Munizipalverwaltung für diese Session fallen zu lassen, um die
englische Pachtbill noch durchzubringen. Für innere Reformen wird
also auch diese Session wieder nicht gerade allzu fruchtbar sein.
Irland und die answärtigen Angelegenheiten absorbieren fast alle
Zeit und fast alles Interesse.
30. Mai. Die Regierung veröffentlicht ein Blaubuch über
Neu-Guinea.
Nach demselben sind seit 176 von den verschiedenen englischen Kolonien
Australiens aus die mannigfachsten Versuche gemacht worden, England zur
Einverleibung Neu-Guineas zu bestimmen. Natürlich machte Ihrer Magj.
Regierung regelmäßig „Umstände“, behauptete, diesen Einverleibungsvorstell-
ungen kein Gehör geben zu lönnen, bis plötzlich ein Telegramm die lakonische
Nachricht von der vollgogenen Einverleibung durch die Regierung von Oneens-
land brachte. Um diesen Willkürschritt der Regierung von Oueensland Zu
unterstützen, telegraphierten die Behörden der übrigen australischen Kolonien
(Neusüdwales, Viktoria, Südaustralien) der Reihe nach, daß die Einverleibung
von Neu-Guinea in gang Anstralien günstig ausgenommen werde. Die Folge
war, daß Lord Derby sich erweichen ließ. Er genehmiglke zwar die Einver-
leibung nicht sofort, aber er gestattete die Errichtung von zwei bis drei eng-
lischen Stationen an der Küste von Neu-Guinca; und da die „andern Na-
tionen“ dies bis jeht versäumten, so ist die zukünftige Einverleibung bestens
eingeleitet. Es ist eben im gegenwärtigen Augenblicke, da Frankreich gern
in den Spuren Englands wandern möchte, sehr viel Umsicht geboten.
5. Juni. Unterhaus: geuehmigt die englische Pächterbill in
in 2. Lesung mit erheblicher Mehrheit.
7. Juni. Die Rhederversammlung beschließt, die Vorarbeiten
für einen zweiten Suczkanal energisch fortzusetzen, indem sie die
Konzessionen, zu denen sich Lesseps allenfalls verstehen würde, für
durchaus ungenügend erklärt.