Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

280 Großbrilannien. (Oll. 30 Nov. 1.) 
achtrückstandsgesetzes auf. Amtlichen Ausweisen zufolge wurden in 
Gemäßbheit dieses Gesetzes 155,997 Anträge um Befreiung von Zah- 
lung rückständiger Pachtzinse gestellt, darunter 95,452, die von 
Pächtern und Gutsherren gemeinschaftlich eingereicht wurden. Von 
den Gesuchen wurden 129,952 genehmigt und 6945 abschlägig be- 
schieden. Die erlassenen Pachtrückstände repräsentieren einen Gesamt- 
betrag von 812,321 Pfd. St. 
30. Oktober. Ankunft einer Deputation von Transvaal in 
London, um womöglich durch einen neuen Vertrag mit der Regie- 
rung die Unabhängigkeit des Landes wieder herzustellen. 
30. Oktober. Dynamitexplosionen an zwei Stellen der unter- 
irdischen Eisenbahn in London. Die Dynamitpanik wird damit in 
weiten Kreisen wieder aufgefrischt. 
II. Oktober. (Agypten.) Die allmähliche Räumung Agyptens 
ist seitens der Regierung beschlossene Sache. Drei von den sechs 
dort stehenden Regimentern sollen zunächst zurückberufen werden. 
Der Befehl zur Räumung Kairos geht dahin ab. Nur Alexandrien 
soll vorerst noch besetzt und der Suezkanal nalürlich im Auge be- 
halten bleiben. Ein großer Teil der öffentlichen Meinung Englands 
ist aber mit dieser Politik Gladstones und seiner nähern Partei im 
Kabinet ganz und gar nicht einverstanden. 
Die Frangosen find überzeugt, daß der angebliche Truppenabzug aus 
Agypten nur ein Vorwand sei, um dem Khedive die Verweigerung eines 
zweiten Suczkanals an Lesseps und seine französische Gesellschaft abzunötigen, 
und im weitern, um ihm seine Schwäche und Hilflosigkeit so dentlich zu 
machen, daß die Engländer mit ihm und Agypten aufangen können, was 
sie nur immer wollen. 
1. November. Die an diesem Tage in ganz England und 
Wales vorgenommenen Gemeinderatswahlen (nach der englischen Ge- 
meindeverfassung tritt stets am 1. November ein Drittel der Stadt- 
bezw. Gemeinderäte (London ausgenommen) zurück und wird durch 
Neuwahlen ersetzt) fallen wiederum wie schon im Vorjahre über- 
wiegend zu Ungunsten der liberalen Partei aus. 
Als Gladstone die Premierschaft antrat, besaß er im Unterhaus eine 
liberale Mehrheit von 118 Mann gegenüber den Konservativen, oder wenn 
man Konservative und Home-Ruler sogar als eine geschlossene Masse von 
Gegnern des Minist teriums betrachtete, immer noch eine Mehrheit von 56. 
Durch Nachwahlen ist die „Mehrheit von 118 gegenüber den Tories auf 82, 
gegenüber den vereinigten Tories und Home-Rulern auf 22 heruntergesunken 
Diese Ziffern bieten eine bedenkliche Aussicht. Auf dem Gebiete der Ge- 
meindewahlen hat ein ähnlicher, fast noch stärkerer Rückgang stattgefunden. 
Die dies sjährige Gemeindewahlschlacht versetzt der liberalen Partei einen bösen 
Stoß. Noch ist sie zwar, troß der zahlreichen Siege der Konservativen, in