Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

Krankreich.Jan. 15 20.) 287 
15. Januar. Kammer und Senat: Erklärung der Regierung 
bez. ũgppiens 
r englische Botschafter hat die Note Englands über die Reorgani- 
sation Auwpir#e (sj. Cngland! überreicht. Die französische Regierung ant- 
wortet mit der Veröffentlichung eines Gelbbuchs über die ägypiische. Frage, 
aus dem sich ergibt, daß Frankreich gegen die Aufhebung der gemeinsamen 
Kontrole Englande und Franlreiche fortwährend proteitiert hat, allerdinge 
ohne Erfolg. Die letzte jranzosiiche Tepesche vom 1. Jannar. I. J. schließt 
mit den Worten: „Die Haltung Englands nötigt une, in Agypien unsere 
Altionsfreiheit mrückzunehmen. So sehr wir das auch bedauern, wir accep- 
tieren die Situation, die uns bereitet ist. Die Erklärung der Regierung 
führt deuselben Gedanken weiter aus und schließt dahin: „Sobald die Eng- 
länder anj die Fortsehung der gemeinsamen Altion verzichteten und ferner= 
hin allein die Last und die Regelung der ägyptischen Angelegenheiten auf sich 
nehmen wollen, hatten auch wir nur unsere Aktionsfreiheit zurückzunehmen. 
Wir haben es ohne Klagen und ohne Arger gethan. überzeugt, daß die Würde. 
und die Mäßigung unserer Haltung von Ihnen, m. On#, von Europa, dessen 
Interessen mit den unfrigen solidarisch sind, und von unseren Nachbarn selbst 
gewürdigt werden. Wir werden das Unfrige thun, um an den nfern de- 
Nil unsere wohlerworbenen Rechte, unsere legitimen Interessen und die Tra- 
ditionen unserer Vergangenheit Iu schütgen und aufrecht Au erhalten.“ Die 
Erklärung wird übrigens von der Kammer mit großer Rälte ansgenommen. 
16. Jannar. Prinz Jerome Napoleon erläßt ein Manifest 
an das frangösische Bolk, dureh das er für dasfelbe das Recht in 
Anspruch nimmt, sich sein Oberhaupt durch Plebiszit selbst zu wählen. 
Das Manifest wird in der Nacht in allen Stadtvierteln von Paris 
und gleichzeitig in allen Gemeinden Frankreichs angeschlagen. Die 
Regierung läßt den Pringen dafür verhaften, in die Conciergerie 
bringen und eine Untersuchung auf Hochverrat gegen ihn einleiten. 
Kammer: die Nachricht von dem Manifest und der Verhaf- 
tung des Prinzen ruft eine gewaltige Aufregung hervor. Floquet 
beantragt zu beschließen: „Der Aufenthalt in Frankreich, Algier 
und den französischen Kolonien ist den Mitgliedern der Familien 
derjenigen, die in Frankreich regiert haben, untersagt; diese Mit- 
glieder sollen keine politischen Rechte genießen“, und verlangt für 
diesen Antrag die Dringlichkeit. Das Borgehen der Regierung wird 
mit 417 gegen 89 Stimmen gebilligt und die Dringlichkeit für den 
Antrag Floquet mit 328 gegen 112 Stimmen beschlossen. 
20. Jannar. Kammer: die Regierung, mit dem Antrage 
Floquet nicht einverslanden, bringt folgende zwei Gesetzentwürfe ein: 
I. Gegen Prätendenten: „Arl. 1. Ein Dekret des Präsidenten 
der Republil, im Ministerrat gegeben, kann jedem Mitglied einer der Fa- 
milien, die in Frankreich regiert haben und deren Anwesenheit gecignet wäre, 
die Sicherheit des Staats zu gefährden, anbefehlen, sofort das Territorium 
der Republik zu verlassen. Art. 2. Jede im vorigen Artikel bezeichnete Per- 
sönlichkeit, welche, nachdem sie infolge der erwähnten Maßnahme an die