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gierung und der Kommissionsmehrheit vereinbarte Fabrek'sche Ankrag
mit 373 gegen 163 Stimmen angenommen, nachdem die einzelnen
Artikel desselben mit der sich ziemlich gleich bleibenden Mehrheit
von 350 gegen 140 Stimmen votiert worden sind.
Die Workführer der monarchischen Nechten sprechen im höchsten Grad
aggressiv, holen sich dafür wiederholt Ordnungsrufe und selbst die Verhängung
der Zeufur und steigern die Erregung und Leidenschaftlichkeit der Mehrheit
bis zu einer Höhe, daß die überreizte und ermüdete Kammer in den letzten
Stunden der endlos ausgedehnten Debatte einem wildbewegten tobenden Meere
glich. Der neue Kriegsminister Thibandin, äußerlich keine sympathische Er-
heinung, gibt nur eine kurze Deklaration dahin ab, daß er strilte das Geseh
zur Ausführung bringen werde, und daß die Armee ihrerseits der Republik
absolut ergeben und treu sei. Eine dreifache Beifallssalve der Republikaner
belohnt ihn für diese Worte.
4. Febrnar. Kammer: 25 Mitglieder der äußersten Linken
stellen den Antrag, eine Kommission niederzusetzen, um die Gründe
zu ermitteln, aus welchen der Exporthandel Frankreichs in den letzten
Jahren einen so auffallenden Rückgang erlitten habe.
5. Februar. Der Untersuchungsrichter erklärt in übereinstim-
mung mit einem Gutachten des Staatsanwalts den Prinzen Napo-
leon schuldig eines Attentats zum Umsturz der bestehenden Regie-
rungsform und überweist ihn der Anklagekammer.
Senat: wählt eine Kommission zu Vorberatung des Beschlusses
der Kammer in der Pringenfrage. Von y# Mitgliedern derselben sind
8 gegen und nur 1 für den Kammerbeschluß. In den Abteilungen
hatten sich etwa 145 gegen, 110 für denselben ausgesprochen. Die
Ablehnung gilt von vorneherein für ziemlich sicher und ebenso, daß
infolge davon das Ministerium werde zurücktreten müssen.
7. Febrnar. Senat: Kommission: beschließt, nach Anhörung
der Minister auf Ablehnung des Kammerbeschlusses in der Prinzen-
frage anzutragen und ernennt Allou zu ihrem Berichterstatter. Die
Debatte dreht sich hauptsächlich um die Maßregel gegen die Prinzen
von Orleans, als der für die Republik auf die Dauer gefährlichsten,
jedenfalls gefährlicher als Prinz Napoleon oder Graf Chambord.
8. Februar. Grévy konferiert neuerdings mit Ferry wegen
übernahme des Ministeriums. Ferry hat aber keine Lust, sich da-
mit zu befassen, bevor die Prinzenfrage erledigt fei.
9. Februar. Die Anklagekammer gibt in der Angelegenheit
des Prinzen Napoleon eine Ordonnance de non lieu ab, d. h. sie
erklärt, daß nach der bestehenden Gesetzgebung in dem Manifestakte
des Prinzen Napoleon eine straffällige Handlung nicht liege. Der
Prinz wird sofort auf freien Fuß gestellt und kehrt zunächst in