Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

292 Frankreich. (Febr. 4 9.) 
gierung und der Kommissionsmehrheit vereinbarte Fabrek'sche Ankrag 
mit 373 gegen 163 Stimmen angenommen, nachdem die einzelnen 
Artikel desselben mit der sich ziemlich gleich bleibenden Mehrheit 
von 350 gegen 140 Stimmen votiert worden sind. 
Die Workführer der monarchischen Nechten sprechen im höchsten Grad 
aggressiv, holen sich dafür wiederholt Ordnungsrufe und selbst die Verhängung 
der Zeufur und steigern die Erregung und Leidenschaftlichkeit der Mehrheit 
bis zu einer Höhe, daß die überreizte und ermüdete Kammer in den letzten 
Stunden der endlos ausgedehnten Debatte einem wildbewegten tobenden Meere 
glich. Der neue Kriegsminister Thibandin, äußerlich keine sympathische Er- 
heinung, gibt nur eine kurze Deklaration dahin ab, daß er strilte das Geseh 
zur Ausführung bringen werde, und daß die Armee ihrerseits der Republik 
absolut ergeben und treu sei. Eine dreifache Beifallssalve der Republikaner 
belohnt ihn für diese Worte. 
4. Febrnar. Kammer: 25 Mitglieder der äußersten Linken 
stellen den Antrag, eine Kommission niederzusetzen, um die Gründe 
zu ermitteln, aus welchen der Exporthandel Frankreichs in den letzten 
Jahren einen so auffallenden Rückgang erlitten habe. 
5. Februar. Der Untersuchungsrichter erklärt in übereinstim- 
mung mit einem Gutachten des Staatsanwalts den Prinzen Napo- 
leon schuldig eines Attentats zum Umsturz der bestehenden Regie- 
rungsform und überweist ihn der Anklagekammer. 
Senat: wählt eine Kommission zu Vorberatung des Beschlusses 
der Kammer in der Pringenfrage. Von y# Mitgliedern derselben sind 
8 gegen und nur 1 für den Kammerbeschluß. In den Abteilungen 
hatten sich etwa 145 gegen, 110 für denselben ausgesprochen. Die 
Ablehnung gilt von vorneherein für ziemlich sicher und ebenso, daß 
infolge davon das Ministerium werde zurücktreten müssen. 
7. Febrnar. Senat: Kommission: beschließt, nach Anhörung 
der Minister auf Ablehnung des Kammerbeschlusses in der Prinzen- 
frage anzutragen und ernennt Allou zu ihrem Berichterstatter. Die 
Debatte dreht sich hauptsächlich um die Maßregel gegen die Prinzen 
von Orleans, als der für die Republik auf die Dauer gefährlichsten, 
jedenfalls gefährlicher als Prinz Napoleon oder Graf Chambord. 
8. Februar. Grévy konferiert neuerdings mit Ferry wegen 
übernahme des Ministeriums. Ferry hat aber keine Lust, sich da- 
mit zu befassen, bevor die Prinzenfrage erledigt fei. 
9. Februar. Die Anklagekammer gibt in der Angelegenheit 
des Prinzen Napoleon eine Ordonnance de non lieu ab, d. h. sie 
erklärt, daß nach der bestehenden Gesetzgebung in dem Manifestakte 
des Prinzen Napoleon eine straffällige Handlung nicht liege. Der 
Prinz wird sofort auf freien Fuß gestellt und kehrt zunächst in