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gebenden Feste und alle Voraussicht über seinen mulmaßlichen Em-
pfang in Paris über den Hausen. Der Umstand, daß ihm der
beutsche Kaiser die Inhaberschaft eines deutschen und noch dazu in
Straßburg garnisonierenden Ulanenregiments verliehen und daß der
König sich erlaubt hat, den Manövern sofort auch in der Uniform
dieses deutschen Regiments beizuwohnen, wird von der Pariser Presse
geradezu als Verbrechen der verletzten Majestät Frankreichs betrachtet
und die öffentliche Meinung in jeder Weise gegen den „Ulanenkönig“
aufgestachelt. Von einem populären Empfang ist keine Nede mehr,
kaum mehr von einem freundlichen oder wenigstens achtungsvollen.
29. September. Ankunft des Königs von Spanien in Paris.
Zu seinem Schutze sind keinerlei besondere Maßregeln getrosfen, ob-
gleich unliebsame Zwischenfälle vorhergesehen werden mußten. Der
ganze Weg vom Bahnhof bis zum spanischen Botschaftshotel ist von
dichten Menschenmassen im Frack und in der Blonfe besetzt, die den
König fortwährend verhöhnen und mit spöttischen Zurusen verfolgen;
wenig fehlt, so wäre er thatsächlich insultiert worden. Und dasselbe
wiederholt sich, als er sofort dem Präsidenten Graoy im Elyste seinen
Besuch abstattet, auf dem Hinwege und Rückwege. Grvy erwiedert
den Besuch am folgenden Tage, entschuldigt offiziell das Vorgefallene
bestmöglich und bittet den König, trotzdem das Galadiner im Elysce
anzunehmen. Der König willigt ein, verläßt aber dann schon
Montags früh Paris wieder, um nach Spanien zurückzukehren. Es
wird allgemein anerkannt, daß sich der König mit großem Takt
und Würde benommen habe.
Anf. Oktober. Die geradezu ungualifizierbaren Vorgänge in
Paris gegen den König von Spanien, die von der öffentlichen Mei-
nung, man kann wohl sagen ganz GEuropas, verurteilt werden,
scheinen doch alle besonneneren Franzosen zum Nachdenken gebracht
und ihnen die Augen geöffnet zu haben, worauf eigentlich die Massen
lossteuern und auf welchem Wege sich Frankreich befindet. Ferry
und die französische Regierung wurden dabei doch in der beschämend-
sten Weise vor ganz Europa bloßgestellt. Ferry scheint sich daher
entschlossen zu haben, bei der ersten Gelegenheit mit den Radikalen
zu brechen und die Zügel der Regierung fester zu fassen.
Man charakterisiert die unausgesetzt das Land durchtobenden politischen
Kämpfe wohl am richtigsten damit, wenn man sie als das Ringen der Massen,
nicht nur nach höheren politischen Freiheiten und Rechten im Nahmen der
republikanischen Verfassung, sondern mehr noch als den nie ermüdenden Ver-
such betrachtet, die Grenzen der Nepräsentativverfassung überhaupt zu sprengen,