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bedingungslos im Interesse Rußlands. Ein starkes Frankreich wird uns ein
Freund“ und ein monarchisches Frankreich auch ein natürlicher Bundesgenosse
sein. In Frankreich selbst ist in den patriotischen Schichten der Bevölkerung
der Haß gegen die Republit jo groß, daß bei richtiger Unterstützung ein Um—
schwung in diesem Lande unzweifelhaft eintreten muß.“
30. August. Die kaiserliche Familie geht zu längerem Be-
suche bei ihren königlichen Schwiegereltern nach Kopenhagen, wo
der Kaiser vollkommene Ruhe und vollkommene Sicherheit genießt.
7. September. DTurch Beschluß des Ministerrats. den der
Kaiser sanktioniert, wird die verschärfte Sicherheitsaufsicht (sog. kleiner
Velagerungszustand) für St. Petersburg verlängert; ferner für die
Gouvernements Moskau, Kiew, Podolien, Cherson und Bessarabien,
in den Kreisen Simferopol, Eupatoria, Jalta, Theodosia und Pere-
lop, sowie in den Städten Verdiansk, Rostoff am Don, Mariupol
und in den Stadthauptmannschaften Odessa, Taganrog, Kertsch,
Jenikale und Sewastopol, teils verlängert, teils neu angeordnet.
— September. In Bulgarien machen Fürst und Volk einen
energischen Versuch, die drückende Vormundschaft, die Rußland geil-
her dort ausgeübt hat, abzuwerfen und setzen es auch durch. Ruß-
land muß erhebliche Konzessionen machen, ohne doch auf seinen vor-
wiegenden Einfluß, namentlich bez. des Militärs, zu verzichten, was
ihm durch eine vorsichtige und vermittelnde Politik der Friedens-
mächte erleichtert wird (s. Bulgarien).
1. Oktober. Ostseeprovinzen: der revidierende Senator Ma-
nassein hat seine Revision beendigt und ist nach Petersburg zurück-
gekehrt, um das gesammelte Material zu sichten und zu ordnen und
darauf gestützt seinen Vericht an den Kaiser auszuarbeiten. Sein
Wirken und noch mehr dasjenige der von ihm mitgebrachten Be-
amten war für die Ostseeprovingen vielfach ein verderbliches und
die Deutschen derselben bewahren ihm kein freundliches Andenken.
7. Oktober. Die Absteckung der neuen russisch-chinesischen
Grenze ist beendet; das betreffende Protokoll wird durch die beider-
seitigen Bevollmächtigten in Tschugutschak unterzeichnet.
10. Oktober. In Warschau gelingt es der Poligei, die ge-
heime Druckerei des Sozialistenblattes „Das Proletariat“, das die
aufregendste Sprache redete, zu entdecken. In Verbindung damit
werden in dem unter kaiserlicher Protektion stehenden Marieninstitute
mehrere Lehrerinnen und Zöglinge verhaftet.
12. Oktober. Der gew. Postdirektor Persiljew, der sich starke
Veruntrenungen hatte zu schulden kommen lassen und darauf einen