Uie ollomanische Plorle. Mai Juni 2500 375
bulgaren für Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien. über den
Ausgang läßt sich vorerst noch nichts sagen, da hier wie in Bul-
garien politische Bestrebungen und Parkeiungen lediglich der Deck-
mantel für rein persönliche Interessen sind.
§. Mai. Lord Dufferin, der englische Botschafter, kehrt von
seiner Mission in Agypten wieder nach Konstantinopel zurück. Die
Pforte sah ihn ungern in Agypten und sieht ihn jetzt auch ungern
wieder auf seinem Botschafterposten, da sie fürchtet, daß er jetzt so-
sort auch die armenische Frage wieder aufrühren werde. Lord
Dufferin geht inwwischen für längere Zeit nach London und läßt
die Pforte in Ruhe.
153. Mai. Die Pforte zeigt den Mächten, mit denen keine
Handelsverträge mehr bestehen, an, daß sie nunmehr von allen
Waren einen Foll ven 8 Projent ll valorem erheben werde. Die
Mächte machen aber Schwierigkeiten, solange leine neuen Handels-
verträge mit ihnen abgeschlossen seien, und die Pforte sieht sich außer
Stande, ihren Willen durchzusetzen.
18. Mai. (Ostrumelien.) Der Generalgouverneur Aleko P.
macht einen Besuch in Wien.
19. Mai. Die Pforte sehht wieder einmal eine Reformkom=
mission ein, hauptsächlich um allfälligen Zumutungen Dufferins
bez. Armeniens zuvorzukommen.
24. Mai. Die Pforte dringt in einer Zirkulardepesche an die
Mächte auf die Schleifung der vier Donaufestungen (Widdin, Rust-
schuk, Silistria und Schumla) nach Art. 11 des Berliner Bertrags.
Die europäische Diplomatie tröstet indes sich und die Pforte damit,
daß der nagende Zahn der zeit jene Zerstörungsarbeit bewerkstelligen
werde, welche eigentlich auf Kosten Bulgariens erfolgen sollte.
18. Juni. (Ostrumelien.) Der Generalgouverneur Aleko P.
geht für längere Zeit nach Konstantinopel, wohl hauptfächlich um
seine Wiederwahl zu betreiben, da seine erste Amtsdauer im künf-
ligen Jahre abläuft.
19. Juni. Der albanesische Aufstand gilt für erloschen. Der
türkische Militärkommandant erteilt eine Generalamnestie, beharrt
aber auf der Ausführung der montenegrinischen Grenzregulierung.
25. Junui. Kreta: Differenzen zwischen der Mehrheit der
atinnalverlammiung und der türkischen Negierung.
e griechischen Depntierten der kretensischen Nationalversammlung,
welche beimuntich die Majorität besitzen, haben vier Auträge durchgebracht,
welche sich auf Verwendung von Steuererträgnissen, auf Zehent= und Wein-