Uumänien. Juli S. 27..
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zum Konig gewendet, „aber es fehlen ihr einige Perlen: mögen dieselben
eines Tages den Schmuck Ihrer Krone bereichern!“ Der Rönig scheim auj
den irredentistischen Toast kein besonderes Gewicht iu legen. In Oesterreich
und namentlich in Ungarn macht derselbe aber boser Blut und Oesterreicht
Ungarn protestiert gegen den Auefall und verlangt dafür Genugthunng. Dar#
rumänische Amtsblatt begnügt sich, den Toast zu mißbilligen. Oesterreich=
Ungarn erklärt sich aber damit keineswege zufriedengestellt.
6. Juli. Die Regierung fühlt sich doch veranlaßt, den Toast
Gradisteano Oesterreich gegenüber in aller Form diplomatisch zu
desavonieren.
Ende Juli. Die Regierung hat die Befestigung des Landes
nach den Plänen des belgischen Generals Brialmont bereits genehmigl.
Der Anfang soll mit der Befestigung der Hauptstadt Vularest ge-
macht werden und einjelne Lieserungen dafür sind bereits auegeschrieben.
Dieselbe soll durch eine Umwallung und durch detachierte Forts im Umkreise
von vier bis neun nilometer, je nach der Ertlichleit, in einen gesicherten
Waffenplatz verwandelt werden. Gleichzeitig werden aber auch alle Ein-
bruchsstellen aus den Karpaten durch entsprechende Annaherungs hindernisse
gesichert. Diese Befestigungsarbeiten werden sich auf eine Entfernung von
15 Kilometer von der Grenze landeinwärts erstrecken. Vor Ablauf von
mindestens gehn Jahren ist indes gar nicht daran zu denlen, daß das Land
über ein vollständiges Verteidigungesystem verfügt.
16. August. Der König geht zu Besuch nach Verlin und
Wien. Er und der Ministerpräsident Bratiano scheinen einem näheren
Anschluß Rumäniens an die Friedensallianz zwischen Deutschland
und Oesterreich-Ungarn geneigt zu sein. In der That scheint das
das einzige Mittel, den fortwährenden gefährlichen Differenzen mit
Oesterreich ein Ende zu machen und sich mit demselben auf einen
beide Teile befriedigenden Fuß gu setzen und auch das einzige, die
von Numänien in der Donaufrage eingenommene Stellung behaupten
zu können.
4. September. Der Ministerpräsident Bratiano geht nach
Gastein und konferiert dort mit dem deutschen Reichskanzler über
eine Annäherung Rumäniens an das österreichisch-deutsche Friedens-
bündnis. Die Verhandlungen führen zu einem befriedigenden Re-
sultat. Die Annäherung ist eine thatsächliche, den beiderseitigen
Interessen entsprechende: von übernommenen Verpflichtungen scheint
keine Rede zu sein. Die Donaufrage, über welche sich Oesterreich-
Ungarn und Rumänien nicht verständigen können, soll vorerst ganz
ruhen gelassen werden. Bratiano geht von Gastein auch noch nach
Wien und konferiert mit Kalnoky.
27. Oktober. Wiederzufammentritt der Kammern behufs Be-
ratung der während der Ferien von der Kommission ausgearbeiteten
Vorschläge zur Revision der Verfassung.