Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1883. (24)

382 Serbien. (Ang. 17. DOfkt. 2#.) 
wurden schon früher abgesetzt und dasselbe Schicksal wird jetzt noch 
zwei anderen angedroht. 
I7. August. Die Regierung hat ihre Anträge an die Skupsch- 
tina bez. einer teilweisen Revision der Verfassung festgestellt und 
richtet darüber einen Bericht an den König. 
19. Angust. Der König geht nach Wien und in ein öster- 
reichisches Bad und folgt schließlich einer Einladung des deutschen 
Kaisers, den großen Kaisermanövern bei Homburg beizuwohnen. 
19. September. Neuwahlen zur Skupschtina. Dieselben fallen 
für die Regierung sehr ungünstig aus. Die Nadikalen erringen eine 
unzweifelhafte Mehrheit, obgleich vorerst über die genaue Stärke der 
Partei noch kein Urteil möglich ist. 
23. September. Der König erneunt die ihm nach der Ver- 
fassung zustehenden 44 Abgeordneten zur Skupschtina, wodurch er 
sich in dieser wenigstens eine kleine Majorität sichern zu können hofft. 
25. September. Parteitag der Nadikalen in Belgrad. Dem- 
selben präsidiert nicht das geistige Haupt der Partei, P. Teodowic, 
sondern der Ingenieur Paschic, und dieser entwickelt das Programm 
der Partei dahin: Revision der Verfassung in radikalem Sinne mit 
unbeschränkter Preßfreiheit, vollständiger Gemeindeautonomie und 
allgemeinem Stimmrecht: in der Finanzpolitik Sparsamkeit und 
größtmögliche Entlastung des Volkes und in der auswärtigen Politik 
wird von ihm der Ristic'sche Balkanbund vorgeschlagen. Die Partei 
hofft auf die Bildung eines rein radikalen Regiments, wofür sie 
bereits eine Ministerliste bereit hat. 
27. September. Zusammentrilt der Skupschtina. Die Re- 
gierung Piroschanaz sieht sich in ihrer Hoffnung, in derselben doch 
auf eine wenn auch nur kleine Majorität rechnen zu können, ge- 
täuscht: bei der Wahl des Verisikationskomites siegt die Opposition 
mit 86 gegen 63 Stimmen. 
1. Oktober. Der König trifft aus Deutschland wieder in Bel- 
grad ein. Sein Entschluß ist gefaßt. Er beauftragt sofort Nicola 
Christic mit der Bildung eines neuen Ministeriums, was derselbe 
auch ohne Verzug zustande bringt. Das Ministerium Piroschanaz 
wird übrigens durch ein königliches Handschreiben an diesen in 
Gnaden entlassen. 
3. Oktober. Skupschtina: Wahl der Präsidenten. Die radi- 
lale Partei siegt: es dringen 6 radikale Kandidaten durch, die mit 
einer Majorität von 72 bis 89 Stimmen gewählt werden, während
	        
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