Uebersichl der polilischen Enswichelung des Jahres 1883. 109
übrigens weder zahlreichen noch einflußreichen Parkei, die sich be-
zeichnenderweise wesentlich auf die Gebiete des ehemaligen Kirchen-
staats beschränkte, noch entschiedener aber mit den gangz und gar
unstatthaften irredentistischen Tendenzen auf das österreichische Triest
und das österreichische Südtirol brechen. Man darf wohl annehmen,
daß es vornehmlich dem deutschen Neichskangler und noch vor Ende
des Jahres 1882 gelungen sei, die italienische Regierung von der
Notwendigkeit einer festen und vor allem durchaus unzweidenti-
gen, offenen Politil gegenüber diesen unreifen Parteien und Par-
teibestrebungen zu überzengen. Damit war denn allerdings der
Voden für eine formelle Verständigung zwischen Ilalien und den
beiden großen mitteleuropäischen Friedensmächten geebnet und konnte
der italienische Minister des Auswärtigen Mancini im Märg dem
Parlament die vollendete Thatsache als solche konstatieren, ohne jedoch
weder über den Zeitpunkt, noch über die Form derselben, noch über
die näheren Vedingungen irgend etwas verlauten zu lassen. Die
Thatsache selbst hat bald darauf denn auch Tis#a im ungarischen
Reichstage beslätigt, indeß auch er ohne weitere Enthüllungen über
die Form und die Bedingungen. In Italien aber handelte die
Regierung darnach und zwar energisch, und wenn die öffentliche
Meinung desselben von der vollendeten Thatsache auch einigermaßen
überrascht worden zu sein scheint und sich vielfach nur schwer von
der alten Politik der freien Hand und ihren eingebildeten Vorteilen
trennen konnte, so fand sie sich doch bald in den neuen Verhäll-
nissen zurecht und bis Ende 1883 waren alle Parteien, die Repu-
blikaner und Irredentisten natürlich ausgenommen, darüber voll-
kommen einverstanden. In Frankreich erregte die Nachricht von der
neuen Tripelallianz begreiflicherweise einen angenblicklichen Sturm;
doch fügte man sich giemlich rasch in das Unvermeidliche, um
wenigstens noch zu retten, was zu retten war, und sich mit Italien
nicht vollends zu verfeinden, was auch den Interessen Italiens
keineswegs entsprechen würde.
Eine fernere Erweiterung fand das deutsch österreichische
Friedeusbündnis im Laufe des Jahres durch den offenen Anschluß
Serbiens und Rumäniens. Serbien hält überhaupt in neuester Zeilserbien.
verständigerweise enge zu Oesterreich und findet dabei auch sowohl
gegen panflavische als gegen radikale Wühlereien vollauf seine
Rechnung. Aber auch mit dem Deutschen Reiche scheint es in nähere
freundschaftliche Beziehungen getreten zu sein, was man daraus