82 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juli 9—23.)
finden, einer Musteranstalt in dem so schön gelegenen Düsternbrook. Auf
diese Weise nimmt denn die Flotte nach den verschiedensten Richtungen das
Interesse weitester Kreise in Anspruch, so daß sich eine größere Zahl von Ab-
geordneten nach Danzig begeben hat, um Zeuge der Erfolge der Marine zu sein.
9. Juli. (Deutsches Reich.) In Athen wird ein Handels-
vertrag mit Griechenland unterzeichnet.
9. Juli. (Deutsches Reich.) Bundesrat: vertagt sich. Unter
den vom Reichstag an ihn gelangten Traktanden bleiben unerledigt:
das Militärreliktengesetz, die Resolution über Entschädigung von
Privatversicherungsbeamten und die Anträge Ackermann (Lehrlings-
frage) und Windthorst (Expatriirungsgesetz).
9. Juli. (Hessen.) Das Oberlandesgericht spricht die Tren-
nung der morganatischen Ehe des Großherzogs mit Frau v. Kolemine
(angeblich mit 3 gegen 2 Stimmen) aus.
12. Juli. (Deutsches Reich.) Der japanesische Kriegs-
minister Oyama mit zwei japanesischen Generallieutenants und 12
anderen Offizieren trifft in Berlin ein, um die deutschen Heeres-
einrichtungen kennen zu lernen. Die japanesischen Gäste werden den
Kaisermanövern beiwohnen. Auch japanesische Polizeibeamte werden
erwartet.
14. Juli. (Deutsches Reich.) Der „Reichsanzeiger“ meldet,
daß das Reichsversicherungsamt, zu dessen Präsidenten der Geheime
Regierungsrat Bödiker ernannt worden ist, am 15. Juli seine Thätig-
keit eröffnet. Gleichzeitig bestimmt auf Grund des § 11 des Unfall-
versicherungsgesetzes das Reichsversicherungsamt, daß alle unter den
§ 1 des Gesetzes fallenden Betriebe bis zum 1. September d. J.
einschließlich seitens der Unternehmer angemeldet werden müssen.
Es folgt weiter die Anleitung in Betreff der Anmeldung der versiche-
rungspflichtigen Betriebe. Damit beginnt eine bahnbrechende Arbeit
auf einem bisher noch von keinem anderen Staate betretenen Gebiete.
—23. Juli. (Deutsches Reich.) Allgemeiner Handwerker-
tag in Frankfurt a. M. Derselbe ist von ca. 300 Teilnehmern
(Delegierten) besucht, faßt eine Reihe von Resolutionen und bezeichnet
mit 165 gagen 135 Stimmen wieder Frankfurt als Vorort.
Die erste Resolution spricht aus, daß der Handwerkertag in den
Innungsverbänden die berufenen Leiter der Innungskrankenkassen erblicke,
und sich bestrebe, die Innungsverbände für die Zusammenfassung und Leitung
der Innungskrankenkassen zu interessieren. Die Verbände möchten nach Mög-
lichkeit die Innungskassen zu Verbandskassen vereinigen. Der Handwerkertag
empfehle, Innungsverbände in jedem Gewerbe zu gründen. In einer an-
deren Resolution spricht der Handwerkertag wiederholt den Wunsch aus, daß
die Reichsregierung positive Maßregeln zur Erhaltung und Hebung des ge-