118 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mitte Nov.)
Mitte Nov. (Deutsches Reich.) Die Stichwahlen für den
Reichstag sind nunmehr beendigt. Die Parteien haben demnach
folgende Mitgliederzahl: 76 Konservative, 30 Reichspartei (freikons.),
51 Nationalliberale, 65 Freisinnler, 100 Klerikale, 10 Welfen,
16 Polen, 21 Sozialdemokraten, 7 Volkspartei, 1 Liberaler, 1 De-
mokrat, 1 Däne, 15 Elsaß-Lothringer, Summe 397.
Von den 76 Deutschkonservativen entfallen auf Ostpreußen 14,
auf Westpreußen 5, auf Pommern 11, auf Brandenburg 11, auf Posen 2,
auf Schlesien 3, auf Sachsen 5, auf Schleswig Holstein 1, auf die Rhein-
provinz 1, auf Westfalen 5, auf Hessen-Nassau 5, auf das Königreich Sachsen 7,
auf Baden 2, auf Mecklenburg 4. In der Reichspartei (Freikonservative)
ist Westpreußen mit 2 Sitzen vertreten, Brandenburg mit 3, Pommern mit 2,
Posen mit 2, Schlesien mit 5, Provinz Sachsen mit 3, Schleswig- Holstein
mit 1, Hessen-Nassau mit 2. Rheinprovinz mit 1, Königreich Sachsen mit 3
und Württemberg mit 6. Von der nationalliberalen Partei, welche
51 Mann stark ist, entfallen 17 anf das Königreich Preußen, und zwar allein
auf den westlichen Teil links der Elbe, 9 auf Bayern, auf das Königreich
Sachsen, 2 auf Württemberg, 5 auf Baden, 5 auf Hessen, 2 auf Anhalt
und je 1 auf Braunschweig, Meiningen, Waideck, Sachsen-Weimar, Mecklen-
burg, Bremen und Hamburg. Der Freisinn, 66 Mann slark, ist in Öst-
und Mestpreußen und Pommern (Königsberg. Danzig und Stettin) nur mit
je 1 Sitz vertreten, in Berlin mit 4, Brandenburg (außer Berlin) mit 6.
Schlesien mit 11, Provinz Sachsen mit 8, Schleswig mit 1, Westfalen mit 4
(den Demokraten Lenzmann eingerechnet), Hessen-Nassau mit 3. Großherzog-
tum Hessen mit 2, Bayern mit 2, Baden mit 1, Mecklenburg mit 2, Sachsen
mit 2, Oldenburg mit 2, Württemberg. mit 1. Weimar mit 2, ferner die
beiden Fürstentümer Lippe, die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und
Schwarzburg-Sondershausen, die Herzogtümer Koburg- Gotha, Meiningen,
Altenburg und Braunschweig sowie Lübeck mit je 1. Das Zentrum nimmt
nach wie vor die bekannten katholischen Wahlkreise in Schlesien, Westfalen,
Rheinprovinz, Bayern und Baden ein. Die Sozialdemokratie, 24 Mann
stark, ist vertreten in Berlin mit 2, Breslau mit 2, Altona mit 1, Magdte-
burg mit 1, Hannover mit 1, Frankfurt a. M. mit I, Elberfeid mit 1,
Solingen mit 1, Hamburg mit 2, München mit 1, Nürnberg mit 1, Leipzig-
Land mit 1, Chemnitz mit 1, Meerane- Glauchau mit 1, Zwickau mit 1,
Kirchberg in Sachsen mit 1, Offenbach in Hessen mit 1, Brannschweig mit 1,
Gotha mit 1, Greiz mit 1, Gera mit 1. Wie aus diesen Zahlen hervor-
geht, liegt der Schwerpunkt des Konservatismus in den alten Provinzen
Preußens, ferner in Westfalen, Hessen-Nassau und Königreich Sachen, der
Schwerpunkt des Nationalliberalismus im Westen Norddeutschlands und in
den Südstaaten, der Schwerpunkt des Freisinns, abgesehen von Berlin,
Schlesien und zum Teil auch Provinz Sachsen, vornehmlich in den mittel-
und norddeutschen Mittel- und Kleinstaaten, während die Sozialdemokratie
sowohl in den Industriezentren, wie auch in den Kleinstaaten sich fest-
gesetzt hat.
16. Nov. (Deutsches Reich.) Bundesrat: Demselben geht ein
Anleihe-Gesetzentwurf zu, durch welchen der Reichskanzler ermächtigt
wird, 10,055,134 M. hauptsächlich für militärische Zwecke, nament-
lich für Kompletierung und Ansrüstung der Artillerie und des
Ingenieur-Belagerungstrains, und außerdem 35,269,762 M. behufs