Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

Die Oeslerreichisch-ugarische Monarchie. (Jan. 11 21.) 111 
Majorität des Hauses dem NRegiment Taaffe unter allen Umständen 
gesichert war. 
11. Jannar. (Ungarn: Kroatien.) Landtag: genehmigt end- 
lich nach sechstägigen stürmischen und zum Teil wieder skandalösen 
Debatten das Budgetprovisorium für 6 Monate. Das Nesultat ist 
für die ungarische Regierung immerhin nicht sehr befriedigend: die 
Regierungs= oder Nalionalpartei unterstützt den neuen Banus Graf 
Khuen doch nur sehr lan und schiebt auch ihrerseits eine gange 
Neihe von Beschwerden gegen Ungarn immer und immer wieder in 
den Vordergrund. Die Mehrheit der Kroaten schwärmt unzweifel- 
haft für einen großen südflavischen Staat oder ein Großkroatien 
neben Cisleithanien und Ungarn, also für die Errichtung einer 
Trias statt des bestehenden Dualismus, wogegen die sog. National= 
partei nur eine schwache und gebrechliche Stütze ist. 
12. Jannar. (Ungarn.) Oberhaus: verwirft die vom Unter- 
haus nochmals angenommene fakultative Zivilehe seinerseits zum 
zweitenmale mit 200 gegen 191 Stimmen. 
14.—17. Januar. (Ungarn: Kroatien.) Landtag: verwirft 
den Entwurf des Professors Conte Voinovic und der Partei Starcevic 
für eine Adresse an die Krone gegen Ungarn und ersetzt sie durch 
eine etwas gemäßigtere, in der die Entsendung von Negnikolar- 
Deputationen behufs eines „Ausgleichs“ verlangt wird. Die De- 
batten sind so skandalös, daß die zeitweilige Ansschließung von 
Starcevic vom Landtage beschlossen und derselbe durch Gendarmen 
vom Betreten des Landtagsgebäudes abgehalten werden muß. 
20.—22. Jannuar. (Oesterreich= Ungarn.) Der russische 
Minister des Auswärtigen v. Giers besucht auf seiner Rückreise aus 
Italien Wien und bahnt seinerseits ein näheres Verhältnis auch 
zwischen Rußland und Oeslerreich-Ungarn an, obgleich dasselbe aller- 
dings vorerst noch lange kein so intimes ist wie zwischen Petersburg 
und Berlin. 
21. Jannar. (Ungarn: Kroatien.) Landtag: Mitten während 
einer Rede des Abg. Jvic erscheint der Banus im Landtag und 
vertagt denselben durch kgl. Reskript. Die plötzliche Überraschung 
ist so groß, daß alles ruhig verläuft. Jvic fragt: „Wann werde 
ich meine Rede fortsetzen können?“ Der Präsident sagt: „Ich schließe 
die Sitzung und nehme Abschied vielleicht für immer.“ Der Banus 
erhält durch die Maßregel für 6 Monate hindurch Zeit und freie 
Hand zur Lösung der Aufgaben bezüglich einer allerdings von allen