168 Die Oesterreichisch-Ungarische Monarchir. (Juli 7—12.)
Graf Felir Vetter v. d. Lilie zum Landeshauptmann von Mähren und
. Schrom zu dessen Stellvertreter ernannt. Graf Velter gehört der Mittel-
partei im mährischen Großgrundbesitz an, im Neichsrat war er keiner Frak-
tion als Mitglied angehörig. stimmte aber in allen Fragen von Bedeutung
mit der slavisch-llerikalen Majorität. Dr. Schrom ist Mitglied des czechi-
schen Klubs und gehört zu den czechiichen Führern. Trohdem die Deutsch-
Liberalen die größte Anzahl der Mitglieder in den czechischen Landtag stellen
’"48 gegen 43 und 8 — sind sie also im Präsidium nicht vertreten.
7. Juli. (Oesterreich: Bukowina.) Resultat der Landtags-
wahlen:
Der neue Landtag zählt unter hinen 30 Mitgliedern 18 Mitglieder
der rumänischen Partei, 7 unbedingt der Regierung ergebene Abgeordnete
(ezirks ehauptleute und Gerichtsbeamte), 4 Deutsch-Liberale und 1 Polen.
Die deutsch- liberale Partei hat auch hier einen schweren Verlust zu bek e
Professor Tomasczuk wird in seinem Wahlkreise nicht wieder gewählt. Selt-
samerweise war es auch hier zu einem Kompromißvorschlage für die Wahl
des Großgrundbesitzes gekommen; die Majorität der Rumänen erklärte aber
in letzter Stunde, die von der armenisch= poluischen Fraktion vorgeschlagenen
zwei Kompromißcandidalen nicht — zu wollen, und räumte der Mi-
norilät nur Ein Mandat ein. Die Minorität aber lehnte infolge dessen
unter Protest ihre Beteiligung an der Wahl ab, so daß die Numänen allein
das Wahlfeld behaupteten.
8. Juli. (Oesterreich-Ungarn.) Schluß der großen Flotten-
manöver bei Pola. Der Kaiser und der Kronprinz wohnen den-
selben bei und in einem Flottenbefehl an die Kriegsmarine spricht
der Kaiser seine vollste Anerkennung und Befriedigung über die
gemachten Wahrnehmungen aus, welche ihn für die Zukunft mit
vollster Beruhigung bezüglich des ausdauernden, hingebungsvollen
Eifers aller Organe der Kriegsmarine erfüllen.
9. Juli. (Oesterreich: Niederösterreich.) Resultat der Land-
tagswahlen:
Von den 68 Stimmen, welche der Landtag zählt, gehören der libe-
ralen Partei 56 an, und zwar 13 aus dem Großgrundbesipe, 29 aus den
Städten und der Handels kammer, 14 aus den Landgemeinden- Die Kleri-
kalen haben die drei BDirilstimmen des Erzbischofs von Wien, des Bischofs
von St. Pölten und des Rektors der Universilät, der in diesem Jahre aus
der kheologischen Fakultäl hervorging, und fünf Stimmen der Landgemeinden.
Anßerdem ist die Antisemitenparlei mit zwei Stimmen und die neugebildete
Mittelpartei des Großgrundbesitzes ebenfalls durch zwei Stimmen vertreten.
12. Juli. (Oesterreich: Dalmatien.) Landtag: beschließt mit
großer Majorität, es sei „der Regierung der Wunsch auszudrücken,
daß als offizielle Sprache bei allen administrativen Amtern und
bei den Gerichten (ausschließlich) die kroatische Sprache bestimmt
werde“.
Zur Begründung des Antrags wird von den kroatischen Parteiführern
angeführt, derselbe fördere die Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien und
Slavonien sowie die Inkorporierung Bosniens und der Herzegowina; die