Die Oesterreichisch. Ungarische Monarchit. (Olt. 23 -27.) 183
23. Oktober. (Oesterreich: Galizien.) Schluß der Landtags-
fession. Die im vorigen Jahre beschlossene Schulgesetznovelle, welcher
damals die Sanktion verweigert wurde, ist nochmals votiert worden.
Im übrigen hat die Session den Polen Gelegenheit geboten, sich
als fanatische Anhänger der Gleichberechtigung in Böhmen und
Krain zu geberden; aber von einer Anwendung derselben auf Ga-
lizien und die Ruthenen wollen sie nichts wissen.
23. Oktober. (Oesterreich: Krain.) Schluß der Landtags-
session. Da die Slovenen im unbestrittenen Besitz der Majorilät
waren, so haben sie von derselben auch gehörigen Gebrauch gemacht,
namentlich dazu, das Deutsche im Schulwesen womöglich ganz zu
beseitigen.
25. Oktober. (Ungarn.) Reichstag: Schluß der Adreßdebatte
und Annahme des Entwurfs der Kommissionsmehrheit mit 195
gegen 133 Stimmen. Der Finanzminister legt hierauf das Budget
für 1885 vor. Die Gesamtausgaben betragen nach demselben
337,993,528, die Gesamteinnahmen 326,317,695 Gulden; das Defizit
von 11,675,833 Gulden beträgt also gegen 1884 um 8,986,346 Gul-
den weniger.
25. Oktober. (Kroatien.) Landtag: nimmt dem Wunsche
der Regierung entsprechend eine Verschärfung der Hausordnung fo—
wie die Einführung der Cloture an, beides gegen die Ausschreitungen
der Starcevicianer.
27. Oktober. (Oesterreich-Ungarn.) Zusammentritt der
Delegationen beider Reichshälften in Pest. Ansprache (Thronrede)
des Kaisers. Vorlage des Budgets für 1885.
Die Thronrede des Kaisers lantet: „Als ich Sie das leßte Mal
um mich versammelt sah, konnte ich der Erwartung Ausdruck geben, daß
Europa die Segunngen des Friedens erhalten bleiben würden; diese Hoff-
nung hat sich erfüllt und ich Kan mit Vernhigung aussprechen, daß allem
Ermessen nach auch für die weitere Zukunft die berechtigste Aussicht auf eine
Epoche des Friedens, der ungestörten Arbeit und eine stetige Fortentwicklung
der Vollswohlfahrt vorhanden ist. Unsere Beziehungen zu allen europäischen
Mächten, insbesondere zu unseren Nachbarstaaten, find die freundschaftlichsten.
ee Begegnung, welche ich jüngst mit dem Kaiser von Rußland
lund dem deutschen Raiser hatte, bot mir And nur die erwünschte
Gelegenheit, meine herzlichen #aziehungen auch zu dem russischen Kaiserhause
zu erneuern, sondern überzeugte mich zugleich von der erfreulichen überein=
stimmung der drei Monarchen und ihrer Regierungen, die zum Wohle ihrer
Bölker so notwendigen Grundlagen des Friedens und der Ruhe zu erhalten
und zu sichern. Auf der Wahrung der Verträge und gegenseitigem Ver-
trauen basiert, soll diese Einmütigkeit eine Achtung gebietende Friedensbürg-
schaft bilden, deren heilsame Wirkungen — ich bin davon überzeugt — nicht
nur uns, sondern allen Völkern zugute kommen werden. In voller Wür-