184 Tie Orsterreichisch-Ungarische Monarchie. (Okt. 28•— Nov. 5.)
digung der finanziellen Lage der Monarchie war meine Regierung bemüht,
das Gesamterfordernis für das stehende Heer soweit einzuschränken, als die
Vorsorge für die Erhaltung der Kriegs stüchtigkeit und Schlagfertigkeit des-
selben gestattele. Eine wirksamere Sicherstellung unserer Küstengebiecte er-
beischt aber die Schöpfung moderner Verleidigungsmittel, und das im ersten
Jahre hierzu notwendige Gelderfordernis muß schon diesmal von meiner
Regierung in Anspruch genommen werden. In Bosnien und der Herzegowina
war meine Regierung benuht. in allen Zweigen der Verwaltung erhöhte
Thätigkeit u entfalten; zeigte sich auch ein erfreulicher Fortschritt in der
Entwicklung dieser Länder. Der für die Truppen 1 rforderliche Kredit wird
infolge der bereits durchgeführten Reduktion ihres Standes abermals in ver-
mindertem Betrage beansprucht. Ein Zuschuß zu den Verwaltungsauslagen
dieser Länder aus gemeinsamen Mitleln ist auch dieses Mal nicht in Aussicht
genommen.“
Nach dem vorgelegten Budget beträgt der gesamte gemeinsame Netto-
aufwand 122,6 Mill. gegenüber 122,1 Mill. für das lanfende Jahr. Da
der bornische Kredit um o (000 Gulden sich niedriger stellt, als für 1884,
so ergibt sich, daß das gemeinsame Andget eine Erhöhung aufweist, welche
durch die Mehransprüche im ordentlichen Erfordernisse des Heeres, sowie im
Marinebudget herbeigeführt worden. Es beträgt nämlich das im gemein=
samen Voranschlage ausgewiesene Nettoerfordernis 116,2 Mill. gegenüber
dem Nettoerfordernis des laufenden Jahres mit 115,1 Mill. Es wird also
für 1885 trotz des nanhaften Rückganges der Getreidepreise um 1,1 Mill.
mehr beansprucht, als für 1884. Für die Zwecke der bosnischen Verwal-
tung wird seitens des gemeinsamen FJminssters ein Kredit nicht in An-
spruch genommen; das Budget für die Verwaltung von Bosnien und der
- schließt vielmehr mit einem überschusse von 65.353 Gulden ab.
Oktober. (Kroatien.) Schluß des Landtags, nachdem
derselbe w noch die Aufhebung der Geschworenengerichte für
breßvergehen auf die Dauer von 3 Jahren gutgeheißen hat. Die
allgemeine Lage des Landes hat sich durch die Landtagssession nicht
wesentlich verändert: die Opposition in und außer dem Landtage
strebt offen nach einer Losreißung des Landes von Ungarn und die
sog. Nationalpartei bietet der ungarischen Regierung gegen diese
Tendengen nur eine schwache und unsichere Stütze.
30. Oktober. (Ungarn.) F.Z.M. Fejervary wird zum Honved-
Kriegsminister ernannt. Nicht nur die Freunde der Honveds, sondern
auch die der gemeinsamen Armee sprechen sich über diese Ernennung
sehr befriedigt aus.
Anf. November. (Oesterreich-Ungarn.) Die öffentliche Mei-
nung beschäftigt sich wieder einmal lebhaft mit der Frage der Wieder-
herstellung der Baluta. In Oesterreich sind wenigstens einflußreiche
Kreise dafür, in Ungarn hält man sie dagegen den ungarischen In-
teressen nicht für entsprechend.
5. November. (Oesterreich-Ungarn.) Oesterreichische Dele-
gation: Graf Kalnoky gibt über die auswärtigen Begiehungen der
Monarchie Aufschluß, ohne viel Neues sagen zu können.