Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

Die OesterreichischUngarische Monarchie. (Nov. 8.) 185 
Auffallend war in der Debatte darüber fast uur die Wärme, mit der 
der Czechenführer Nieger erklärte, das Bünduis mit Deutsichland sei un- 
gemein ersprießlich für Oesterreich, und er frage nur, ob dasselbe noch so 
gefestigt sortbestehe wie früher, nachdem der Minister dasselbe als Basis der 
gangen Politik bezeichnet habe. Graf Kalnoky erwiderte darauf mit dem 
Hinweis auf sein Exposé, in welchem er das Bündnis mit Deutschland als 
den Ausgangs Spunkl für alle polilischen Fragen in Oesterreich bezeichnet habe. 
was für die Forldauer der bisherigen Beziehungen spreche. Sodann kam 
Rieger auf den neuen Freundschaftsbund mit Nußland zu jprechen; derselbe 
lasse hoffen, daß endlich das Provisorinm in Vornien in ein Defini- 
tivum umgewandelt werden könne; er frage daher den Minister, ob dieser 
bierüber Auftklärungen geben könne. Graf Kalnoky erwiderte jedoch, er finde 
diese Frage böchst ungeitgemäß; man sollte diesen heiklen Gegenstand nicht 
berühren, und im Interesse des Friedens betrachte er die Frage als nicht 
gestellt, und wünsche, daß auch im offiziellen Protokolle des Ausschusses 
von keine Erwähnung geschehe. Rieger hatte auf die scharfe gichite da 
keine Replik, und der Aueschuß stimmte dem Begehren des Ministers zu. 
8. November. (Oesterreich-Ungarn.) Oesterreichische Dele- 
gation: In der Generaldebatte über das Marinebudget legt Vize- 
admiral Frhr. v. Sterneck die Gesichtspunkte dar, die ihn bei Fest- 
stellung des Voranschlages leiteten: 
Sein Streben sei nicht auf Vergrößerung der Kriegsmarine, sondern 
einzig auf die Sicherung erfolgreicher Defensive gerichtet. Zum Schutze des 
Seehandels und für die damit zusammenhängenden Aufgaben sei eine ge- 
nügende Zahl Holzschisse vorhanden; diejeuigen älterer Konstruktion seien Zu 
Kriegszwecken jedoch nur beschränkt verwendbar. Auf die Hauptaufgabe der 
Flotte, den Schutz und die Verteidigung der vaterländischen Rüste übergehend, 
legt Vigfeadmiral v. Sterneck eingehend die strategischen und wirtschaftlichen 
Rücksichten dar, welche im Kriegsfalle die Behauptung der Küsten um jeden 
Preis gebieten, und weist dekailliert nach, daß die derzeitigen technischen Fork- 
schritte im Seewesen die notwendige Umformung der maritimen Machtmittel 
durch Beschaffung bestimmter Typen erleichtern. Der Minister erörtert die 
Vorteile der Torpedos und der Torpedoboote, sowie die geeignete Zusammen- 
sebung der Torpedoflottille, durch welche die Kriegsmiltel ergänzt werden 
sollen; bespricht in allgemeinen Zügen deren Verwendung und faßt die Ziele 
der Marineverwaltung dahin zusammen, die Marine zu einer kräftigen De- 
fensive kampffähig zu machen und, die Finanzlage berücksichtigend, das Nötige 
in den nächsten drei Jahren zu beschaffen. Dazu sei erforderlich die Kom- 
plektierung und Armierung der vorhandenen Panzerschiffe durch Torpedos, 
Mitraillensen 2c., Beschleunigung betreffs der im Ban befindlichen Panzer- 
schiffe, die Armierung einer Anzahl Lloydschiffe jium Aviso= und Traindienste, 
der Bau von Torpedoschiffen und Booten und die Beschaffung sonstigen 
Materials. Er habe das Erfordernis auf ein Minimum reduziert und lege 
das Schicksal der Kriegsmarine vertrauensvoll in die Hände der Delegation. 
Ungarische Delegation: Debatte über die auswärtige Politik. 
Mehrere Nedner wollen Näheres wissen über die Natur und die 
Tragweite des Bündnisses mit Deutschland von 1879, worauf aber 
Kalnoky jede Antwort verweigert. Indes führt die Debatte zu einer 
merkwürdigen Enthüllung Andrassys.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.