Grohbrilannien. (Febr. 15.) 207
15. Februar. Die Regierung legt dem Parlament ein Vlau-
buch über die Sudanfrage vor, in welchem sich ein Memorandum
General Gordons befindet, das zugleich seine Instruktionen enthält,
die, wie Hr. Gladstone im Parlament bemerkt, von Gordon selbst
verfaßt wurden. General Gordon sagt darin:
„Ich verstehe, daß J. Maj. Regierung den unwiderruflichen Beschluß
gefaßt hat, die äußerst schwere Pflicht, den Völkern des Sudan für die Zu-
kunft eine gerechte Regierung zu sichern, nicht zu übernehmen, und daß sie
sich infolge dessen dafür entschieden hat, diesen Volksstämmen ihre Unab-
hängigkeit zu erteilen und eine Einmischung der ägyptischen Regierung in
die Angelegenheiten derselben nicht zu dulden. Die Regierung hat sich aus
diesen Gründen entschlossen, mich nach dem Sudan zu entsenden, um die
Anmung dieser Provinz Zu bewerkstelligen und für die Sicherheit der *
tischen VBeamten und Truppen Sorge zu tragen. In Bezug auf die Durch-
führung dieser Aufgaben glaube ich, daß die kleinen Sultanreiche, welche zur
Zeit der Eroberung des Landes durch Mehemed Ali bestanden, wieder er-
richtet, und daß die Herrschaft den Nachkömmlingen dieser Sultane über-
tragen werden sollte. Bei dieser Rückgabe des Landes wäre der Mahdi nicht
in Berechnung zu giehen und bliebe es den Sullanen überlassen, ob sie seine
Oberherrschaft anerkennen wollen oder nicht. Da diese Sultane durch die
Annahme des Mahdi als Sonverän kaum etwas gewinnen dirften, so ist es
wahrscheinlich, daß sie sich ihre Unabhängigkeit wahren werden. . . . Der
Entschluß der Regierung betreffs der Näumung steht fest und schließt die
möglichste Bermeidung jeden Kampfes in sich. Ich# sehe die Schwierigkeiten
ein, welche es der Regierung bereiten muß, mir für solche Fälle Instruk-
tionen zu erteilen, und ich begnüge mich darum zu sagen, daß ich die Räu-
mung, soweit als möglich, in übereinstimmung mit ihren Wünschen be-
wertstelligen und thunlichst jedem Kampfe vorbengen werde. ZIch hoffe jedoch,
daß die Regierung mir ihre Unterstützung und ihre Nachsicht zu Teil
werden lassen wird, falls ich den gehegten Erwartungen zu entsprechen nicht
in der Lage wäre. Obschon es mir nicht zusteht, eine Meinung über die
von der Regierung J. Maj. beschlossene Auflassung des Sudan abzu-
geben, so fühle ich mich dennoch verpflichtet zu erklären, daß es eine Un-
gerechtigkeit wäre, diese Völlerschaften zurücksuerobern und sie der ägyptischen
Negierung ohne Garantien für eine gute und milde Regierung zu überliefern.
Es ist offenbar, daß wir dies nur mit einem außerordentlichen Aufwande
von Menschenleben und Geldmitteln bewerkslelligen könnten. Der Sudan ist
für Agypten ein nuhlofer Besiß, er war es immer und wird es immer
bleiben. Größer als Deutschland, Frankreich und Spanien Aiammengenommen,
zum größten Teile unfruchtbar, kann er nur durch einen Diktator egiert
werden, der gut vder schlecht sein kann. Im lehteren Falle würde es be-
ständigen Aufeuors geben. Wer je im Sudan gelebt hat, kann sich der übrr-
zeugung nicht verschließen, daß es ein nußloser Besitz ist, und wenige Menschen
können der furcht aren Einförmigkeit des Landes und dem tötlichen Klima
widerstehen. Ich glaube daher, daß die Negierung darin vollständig gerecht-
fertigt ist, daß sie die Näumung anbefiehlt, da die Opfer zur Sicherung
einer guten Regierung viel zu groß wären, um einen solchen Versuch zu
gestatten. Thatsächlich fühlt man sich geneigt zu sagen, daß er, mit was
für Kosten immer, undurchführhar ist. Die Negierung läßt unnmehr
diese Voͤllerschajten in der Lage, in welche sie Gott versetzt hat; es liegt für
sie kerne Notwendigleit vor, sich untereinander zu bekämpfen, und sie werden
nicht länger von Menschen unterdrückt werden, die aus Circassien, Kurdistan,
Anatolien und anderen fernen Ländern kommen.“