Erohbrilannien. (Okt. 22—23.) 229
bittet, die Grenze überschreiten zu dürfen, falls dies bei der Ver-
folgung der Boeren in Betschuanaland nötig werden sollte.
Robinson ist von der englischen Regierung. beauftragk, Maßregeln zur
Säuberung Goschens von den „Freibentern“ vorzuschlagen. Wohin der Boer
in Südafrika sich auch wendet, der britische Löwe beftet sich unter dem Vor-
wande, die Eingeborenen schüten. Zu müssen, an seine Fersen. Wie heuchlerisch
dieser Vorwand ist, geht zur Genüge aus der Thatsache hervor, daß Eng-
land, als es Trausvaal 1877 einverleibte, plötzlich diese Politik verließ und
Bekschuanaland zu Transvaal schlug; erst im Jahre 1881, als Transvaal
wieder freigegeben wurde, nahm England seine frühere „menscheufreundliche“
Politik, Betschnanaland gegen die Kolonisierung durch die Boeren zu schützen,
wieder auf. Sir Herrules Nobinson hat die englische Negierung ausgeforderta.
einen befähigten Mann zu entsenden, um die „Unruhen“ in Betschnanaland zu
unterdrücken. Infolgedessen wird der Oberst Warren nach dem Kap gehen
und soviele Offiziere und Truppen, als er für nötig hält, mitnehmen. Sir
H. Robinson ist der Ansicht, daß die Herstellung der Ruhe an der Trans-
vaalgrenze sich am besten durch eine gemischte englische und koloniale Streit-
kraft bewerkstelligen lasse. England soll ein oder zwei Regimenter berittener
regulärer Truppen und eine halbe Batterie Artillerie liefern, der Rest der
Streitmacht soll am Kap aufgebracht werden.
22. Oktober. (Australien.) Der Kommandant des englischen
Kriegsschiffes Nelson proklamiert die Schuhherrschaft Englands über
die Südostküste Neu-Guineas.
Diese englische Schutzherrschaft soll alles Land vom 141. bis zum
151. Längengrad mit einer Küstenausdehnung von etwa 100 Kilometer um-
fassen und auch die östlichen Inseln, dagegen nicht die Inseln Neu-Britannien
und Neu-Irland einschließen. Die englischen Bläller geben ganz offen zu,
daß Neu-Guinea zu den oft gekennzeichneten „Kolonien auf Lager“ gehört.
So sagt die Daily News: „Die australischen Rolonien haben nun vollständige
Sicherheit gegen * mögliche Besiedlung des Gebiets durch Fremde; wenn
das Gebiet jene ungeheuren Hilfsmittel besitzt, welche man augibt, so wird
die Entwickelung derselben in irgend einer Fukünftigen Zeit erfolgen. Für
den Augenblick braucht das Gebiet nur einerseits vor Gesehlosigkeit und ander-
seils vor der Gefahr, von 1Fremden einverleibt zu werden, geschützt zu werden."“
Dies ist denn auch der Sinn der zugleich gemeldeten Bestimmung, daß An-
siedlungen in Neu-Guinea vorerst nicht geduldet werden sollen.
23. Oktober. Eröffnung des Parlaments behufs Fortsetzung
der Reformbill durch eine kurze Thronrede.
Unterhaus: Die Frage, welche Gladstone sofort bei der ersten
Gelegenheit an den Führer der konservativen Partei richtet: „Glaubt
Northcote, daß nach einer zweiten Verwerfung der Reformvorlage
die Reformfrage mit und ohne Wahlsitzverteilung die einzige Frage
vor dem Lande bleiben werde?“ wird allgemein als eine Drohung
mit dem Feldgeschrei: Abschaffung oder Umwandlung des Ober-
hauses! aufgefaßt. Gladstone hatte in Anbetracht seiner Wichtigkeit
den obigen Saß gegen seine Gewohnheit vorher niedergeschrieben
und verlas ihn, seiner Wirkung wohl bewußt.