Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

240 Frankreich. (Febr. 2. —.) 
Läudereien; 3) Zahlung der bereits ausbedungenen Mill. Fr. nebst einer 
weileren Kriegs entschädigung an die fremden Komptoirs, welche infolge der Er- 
eignisse gelitten haben. Dazu fordert unn Hr. Baudais: 1) Anerkennung von 
Fran kreiche Hoheitsrechten über ganz rie2 ckar; 2) Verbot, ein anderes 
Protektorat zu dulden als das französische. Die Howas hatten die Forde- 
rungen des Admirals bereits so ziemlich Zugestanden, brachen aber die Unter- 
handlungen ab, als sie merkten, daß die französischen Bevollmächtigten sich 
nulereinander nicht verständigen konnten. Daraufhin wurden die bereils als 
beendet betrachteten mililärischen Operationen auf beiden Küsten wieder auf- 
genommen. Fünf wichtige O rtschaften: Fenerive, Manahore, Mahela, Manan- 
sari und Murunzang, letzteres zweimal, wurden von den französischen Kanonen= 
booten bombardiert. Die Howas verteidigten sich gegen die Schiffsartillerie 
nicht; als aber Landungs etruppen ausgeschifft wurden, sehten sich die Mada- 
gassen zur Wehre und mitunter sogar mit einigem Erfolg. Das Transpork- 
schiff „La Nieore“ segelte nach der benachbarten Insel Rennion ab, um dort 
eine Abteilung Freiwillige abzuholen. 
2. Februar. Senat: lehnt mit 136 gegen 117 Stimmen den 
Art. 5 des Gesetzentwurfs über die Bildung von Genossenschaften, 
welcher die Vereinigung gewerblicher Syndikate gestatten wollte, 
gegen die Ansicht der Regierung ab. 
5. Februar. Die Academie de Möédecine erklärt einstimmig, 
daß die öffentliche Gesundheit nicht gefährdet würde, wenn das 
Dekret, das die Einfuhr des amerikanischen Schweinefleisches unler- 
sagt, widerrufen würde. 
Februar. Kammer: Bei der Wahl der Kommission zur 
Untersuchung der wirtschaftlichen Lage haben die Kammermajorität 
und die Regierung glänzend gesiegt: die Listen der Ministeriellen 
gingen in 7 Bureaus ganz und in 4 teilweise durch. Von den 
44 Mitgliedern der Enquete-Kommission sind 35 ministeriell, 3 ge- 
hören der äußersten und 6 der radikalen Linken an, der Rechten 
keines. Spuller wird zum Präsidenten gewählt und die Kommission 
beginnt sosort mit der Vernehmung von Delegierten der Pariser 
Industrie. 
8.— 18. Februar. Senat: Veratung des neuen Gemeinde- 
gesetzes. 
Gleich der Kammer beschließt der Senat, daß die Gemeinderäte alle 
vier Jahre am ersten Mai-Sonntag zu erneuern sind. Bardoux hatte in 
einem Amendement beantragt, alle drei Jahre nur die Hälfte der Gemeinde= 
räte neuzuwählen. — Der Artikel, welcher nach dem von der Kammer 
votierten Wortlaute die Veratungen“ der Gemeinderäte für öffentlich erklärt, 
gibt zu längeren Erörterungen Anlaß. Der Senatsausschuß hatte dem Be- 
schlusse der Kammer nicht ganz beitreten, ihn aber auch nicht gauz verwerfen 
wollen und einen Mittelweg gesucht, indem er beantragte, daß im Beginn 
jeder Session die Gemeinderäte über die Offentlichkeit der Sihungen oder die 
Ausschließzung des Publikums beraten sollten. Mehrere Redner machten geltend, 
daß die Offentlichteit, insbesondere für die großen Städte, ein gefährliches
	        
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