246 Krankreich. (März 13—17.)
13. März. Kammer: Das „Journal officiel“ und Präsident
Brisson konstatieren, daß bei den Abstimmungen der Kammer durch
Stimmübertragung vielfach ein skandalöser Mißbrauch Platz ge-
grissen habe, der das Resultat geradezu fälscht.
Anlaß Jur Aufdeckung gab vor einigen Tagen eine Abstimmung dar-
über, ob am Freitag eine Sitzung gehalten werden solle oder nicht. Sie
fiel gegen eine solche Sihung aus. Bei näherer Prüfung stellte sich aber
heraus, daß in Wahrheit 30 Stimmen den Ausschlag für die Freitagssitzung
hatten geben wollen und ein irrtümliches Resultat nur deshalb verkündigt
werden konnte, weil die Namen mehrerer Abgeordnelen vervieljältigt worden
waren und z. B. derjenige Peytrals lhmal unter den Gegnern des An-
trags sigurierte. Der Präsident beklagte diese Streiche, welche die Kammer
vor dem Lande in Mißkredit bringen, und knüpfte daran einige Bemerkungen
über die Notwendigleit der Einführung eines neuen Abstimmungsmodus in
der Kammer. War dies die erste Stimmenselschung dieser Art7 Welche Ge-
währ besteht denn dafür, daß irgendein Beschluß wirklich die Mehrheit für
sich hatte?
14. März. Eine internationale Konvention zum Schutz der
unterseeischen Kabel wird an diesem Tage in Paris unterzeichnet.
Mitte Märg. Der Kriegsminister General Campenon einigt
sich mit dem Heeresausschuß der Kammer über die Reform des
Rekrutierungssystems, welche den Einjährig-Freiwilligen-Dienst ab-
schaffen und die dreijährige Wehrpflicht für alle Franzosen ohne
Unterschied einführen soll. Nicht nur alle Studierenden sollen zum
Militärdienst angehalten werden, sondern auch die künftigen Priester,
welche erst dann ihre Studien beginnen dürfen, nachdem sie drei
Juhre in der Kaserne zugebracht haben. Ausnahmen sollen nur
für die Familienstützen, die ältesten oder einzigen Söhne der Witwen
und die ältesten Brüder verwaister Geschwister, gemacht werden.
17. Märg. (Tongking.) Der Obergeneral Millot entscheidet
sich dahin, sich mit der Eroberung von Bac-Ninh vorerst zu be-
gnügen und die Truppen, die bereits in Verfolgung der Chinesen
auf der Straße nach Langson vorgerückt sind, zurückzurufen.
17. März. Die parlamentarische wirtschaftliche Enquete-
Kommission ist bereits ins Stocken geraten. Diese Enquete schleppt
sich langsam dahin und ermüdet die Kommissionsmitglieder in einer
Weise, daß allmählich kaum mehr der vierte Teil der letzteren in
den Sißungen erscheint.
Und was verlangen die Arbeiler? Das Ideal der heutigen Arbeiter ist,
um hundert Jahre zurückzugehen, die fraugösische Revolnlion und ihre Folgen
aufzuheben und die alten Korporationen und Zünfte wieder herzustellen.
Die meisten Deponenten gehen noch weiter, sie möchten silbst die Zahl der
Lehrlinge in jeder Profession beschränken: noch dringender verlangen sie die
Beschränkung der Zahl der fremden Arbeiter. Ferner verlangen die Arbeiter