308 Die Römische Kurie. (Febr. 11 — März 2.)
mit einem Schreiben des Kardinals J Jacobini gegen die „treulosen Insinnationen
und die falschen Lehren, die in der Tingsten Schrift des Paters Curci enthalten
seien und die Seele des hl. Vaters mit Bitterkeiten erfüllt hätten, die um
so tiefer und um so empfindlicher gewesen, als die Beleidigung darum größer
und gehässiger war, weil sie. dem römischen Pontifex, der Kirche und der
Religion durch einen ihrer Diener zugefügt worden sei."
11. Febrnar. Der Papst erläßt eine Enchklika an den fran-
zösischen Klerus gegen die sog. neutrale Schule und für die Aufrecht-
haltung des Konkordats. Dieselbe ist ziemlich gemäßigt gehalten,
woraus man schließt, daß zwischen der Kurie und der Regierung
eine Art modus vivendi vereinbart worden sei.
Die französische Regierung ist auch ihrerseits jür die Anfrechthallung
des Konkordats und sowohl sie als der auf ihrer Seite stehende Teil der
öffentlichen Meinung mit der Mehrheit der Kammer ist nur bemüht, das
Konkordat auf seine ursprünglichen Bestimmungen zurückzuführen, über welche
seit der Restauration allerdings vielfach zu Gunsten der Kirche weit hinaus-
gegangen worden ist. Bleibt die Rammer fest, so wird sich das die Kurie,
gern oder ungern, gefallen lassen müssen. In der vollständigen Laifizierung
der Volksschule wird dagegen wohl eine gewisse Pause eintreten und der
Vatikan sich zunächst damit begnügen. In nicht wenigen Landgemeinden
verbleibt die Gemeindeschule in den Händen der Kongregationisten, weil die
Schullehrer zu viel kosten und auch noch nicht in genügender Anzahl auf-
möringen sind. Mit dem Mangel an Geld und an Schulmeistern ent-
schuldigte der Unterrichtsminister in einem Kammerausschuß die Notwendig-
keit, sich noch vielfach der unentbehrlichen Kongregationisten zu bedienen.
Undenkbar ist es nicht, daß der französische Botschafter im Vatikan aus jener
Notwendigleit eine Tugend macht. welche er beim Papst zu verwerten weiß.
Die Encyklika war schon am 18. Dezember v. J. vorbereitet und ursprünglich
weit schärferen Tones, erfuhr aber später, wie man wissen will, mehrfache
Milderungen.
13. Februar. Infolge des endgültigen Urteils des italienischen
Kassationshofes in Sachen der Propaganda richtet die Kurie eine
Note an ihre Nuntien im Auslande, um die Mächte zum Schutze
der Propaganda und zum Einschreiten gegen Italien zu veranlassen.
Dazu ist jedoch keine einzige geneigt, die meisten antworten auf die
Insinnation gar nicht.
2. März. Erwiderung des Papstes auf eine Adresse des Kar-
dinalkollegiums gelegentlich des sechsten Jahrestags seiner Krönung.
apst beklagt darin die immer wachsenden Schwierigkeiten, denen
die Negierung. der Kirche überall begegne, und von denen jene in Italien
um so fühlbarer und größer seien, als sie die Kirche in ihrem Mittelpunkte
und Oberhaupte treffen. Insbesondere weist er auf den jüngsten Trteils-
spruch gegen die Propaganda hin, welcher diese nötigt, ihr Besitztum in
Wertpapiere umzuwandeln und sie auf diese Weise ganz der Unsicherheit
einer öffentlichen Rente preisgibt, überdies die Beränßerung ihrer Kapitalien
sowie deren Vermehrung durch neue Vermächtnisse von der weltlichen Be-
hörde abhängig macht. Indem er dann das Institut der Propaganda selbst
berührt, hebt er hervor, daß dasselbe die Verbreitung des Glaubens zum