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von 800 Gemeinden angeschlossen hätten, die zusammen eine Be-
völkerung von 2,690,000 Einwohnern vertreten. Der große Zug
zum kgl. Palais beginnt um 2 Uhr und endet um 5 Uhr: die Zahl
der Teilnehmer wird auf 90,000 geschätzt.
7. September. Eine katholische Gegendemonstration in Brüssel
gegen die liberale vom 31. August wird von einem wohlorganisierten
Pöbel in ihrem Aufzuge gestört und verhindert, was zu blutigen
Szenen führt.
9. September. Ordentliche Jahresversammlung des Vereins
der belgischen Volksschullehrer, dem mehr als 6000 Lehrer ange-
hören, in Verviers. Der liberale Gemeinderat und die ganze über-
wiegend liberale Bevölkerung der Stadt nehmen daran Anteil. Es
wird eine Petition an den Köneg beschlossen, welche die Lehrer, die
durch kgl. Dekret angestellt worden seien und nun durch das neue
Schulgesetz einfach dem Elende preisgegeben werden sollen, unter
den Schutz des Königs stellt und ihn ehrfurchtsvoll bittet, sich ihrer
anzunehmen.
10. Seplember. Senat: nimmt das neue klerikale Schulgesetz
auch seinerseits mit 40 gegen 25 Stimmen an.
17. September. Der König mmmt die Eingabe der großen
Kommnnen des Landes gegen das neue Schulgesetz aus den Händen
der dazu abgeordneten Bürgermeister von Brüssel, Gent, Lüttich,
Mons, Arlon und Antwerpen entgegen und antwortet darauf:
„Ich nehme Jy#e Petitionen als Ausdruck der Wünsche einer großen
Anzahl von Bürgern entgegen, welche Magistrats= und Kommunalämter be-
kleiden. Ich habe auch eine jehr große Anzahl von Petitionen erhalten,
welche sich in entgegengesetztem Sinne aussprechen. Angesichts dieser so ver-
schiedenen Meinungsäußerungen muß ich mich dem Willen des Landes, wie
er durch die Majorität der beiden Kammern zum Ansdruck gebracht worden,
anschließen. Sie beurteilen mich zu wohlwollend, wenn Sie meine Weis bheit
rühmen, aber ich acceptiere Ihre Worte über meine Beobachtung der Pflichlen
eines konstitutionellen Sonveräns. Ich werde meinem Eide stels treu bleiben,
und fortdauernd bemüht sein, den regelmäßigen Gang der parlamentarischen
Regierung sicherzustellen. Ich werde niemals einen Unterschied zwischen Bel-
giern machen, sondern für den Einen dasselbe thun, was ich für den Andern
gethau. Mein Verhalten wird unter den gegenwärligen Umständen das näm-
liche sein wie im Jahre 1879. Indem ich von den mir zustehenden Prä-
rogativen im Geiste der Verfassung Gebrauch mache, diene ich Belgien, unseren
zwei großen polilischen Parteien und der Sache der Freiheit, der ich tief er-
geben bin. Ich danke den Bürgermeistern für die Gefühle, die sie für mich
persönlich an den Tag gelegt."
§. September. Der König sanktioniert in der konstilutionellen
Zwangslage, in der er sich befindet, das klerikale Schulgesehz, ob-
gleich offenbar gegen seine persönliche Uberzeugung.