Helgirn. (Nov. 56 2.) 337
Justiz; Thonissen Inneres und Unlerricht; Pontus Krieg; van den
Peerebom Eisenbahnen; Caraman Chimay Auswärtiges und de Mo-
reau Landwirtschaft. Das Schulgesetz soll in einigen Punkten modi-
fiziert, d. h. ermäßigt werden.
Ein völlig neues Kabinett ist wohl nicht gebildet worden, weil für
die Zusammensetzung des Ministeriume die allgemeinen legislativen Wahlen
maßgebend sind, ein liberaler Kabinett mit den jetzigen Rammern nicht
regieren könnte, und weil man sich wie es scheint geichent hat, schon jetzt die
Kammerauflösung und Neuwahlen zu dekretieren, die, kaum vier Monate
nach den letzten Wahlen, möglicherweise wieder zu Ungunsten der liberalen
Partei auosallen könnten. Inwwischen brechen die klerikalen Mlätter, welche
vor kurzem die frechen Arlilel der anarchistischen „National Belge“ den
Liberalen aufhalsen wollten, jetzt in helle Mut aus darüber, daß der König
von dem liberalen Natgeber Bara sich, wie sie sagen, habe einschüchtern und
bestimmen dassen, so brave Männer wie Malon, Jacobe und Woeste zu be-
seitigen. Das Genter „Bien Public“ erinnert den Monarchen an das Schicksal
Ludwigs XVI. Der atriot= sordert den Nönig auj. abzudanken, wenn die
Last ihm zu schwer sei. Ter „Ercaut“, dar Leiborgan der Erministers
Jacobs, droht, die heutigen onfervativen Monarchisten dürften wohl in die
Lage kommen, das Königtum ausfsugeben und konservative Republikaner zu
werden! Auch die klerikale „Union“ von Charleroi will zur Republik
übergehen.
· 6. November. Der „Moniteur Belge“ veröffentlicht ein Dekret
des Königs und ein Rundschreiben an die Gouverneure, wodurch
einige Erleichterungen bei der Anwendung des neuen Schulgesetzes
eingeführt werden und das Wartegeld für Lehrer, welche zur Dis-
position gestellt sind oder werden, erhöht wird.
11. November. Eröffnung der Kammern. Dieselbe erfolgt
gang still, ohne Thronrede. Vorlegung des Budgets für 1885. Es
sollen große Ersparnisse gemacht werden. Diese Vorschläge sollen
es der Regierung möglich machen, die bereits beschlossene Anleihe
von 39,814,866 Fr. im Betrage von nur 18,712,522 Fr. vorzu-
nehmen.
18.—26. November. Kammer: Frere-Orban entwickelt eine
Interpellation über die allgemeine Politik der Regierung und ver-
langt zu wissen, ob das neue Kabinett bei der Politik des früheren
verharre. Malou bestätigt, daß Jacobs und Woeste auf Wunsch
des Königs zurückgetreten seien. Beernaert erklärt, die Regierung
habe nicht nötig, Aufklärungen zu geben, weshalb einige Minister
auf ihrem Posten verblieben, während andere ihre Entlassung
nahmen. Was das Programm der Regierung angehe, so wolle
dieselbe die gouvernementale Aktion beschränken und der perfön-
lichen Initiative einen größeren Spielraum gewähren. Hierin be-
stehe die wahre Freiheit. Sodann spricht Beernaert mit großer
Schulihess. Europ. Geschichtslalender. XXV. A#d. 22