Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1884. (25)

32 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (März 11 —14.) 
Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe betr. den Bau einer Reihe 
von Sekundärbahnen. 
11. März. (Bayern.) I. Kammer: Der Budgetreferent der- 
selben spricht sich entschieden gegen den von der ultramontanen Mehr- 
heit der II. Kammer gelegentlich des Kultusetats beschlossenen An- 
trag auf Erteilung des Geschichtsunterrichts nach Konfessionen an 
den Gymnasien und Mittelschulen aus. Der Versuch ist schon einmal 
im Jahre 1854 gemacht worden, aber total mißglückt. Die Regie- 
rung ist entschlossen, ihn nicht zu erneuern. Die I. Kammer lehnt 
indes schon ihrerseits den Beschluß der II. ab, wodurch er dahinfällt. 
12. März. (Deutsches Reich.) Der Reichskanzler trifft, um 
an den Arbeiten des Reichstags teilzunehmen, von Friedrichsruhe 
in Berlin ein. 
12. März. (Elsaß-Lothringen.) Landesausschuß;: beschließt 
die Anstellung einer landwirtschaftlichen Enquete. Fast alle Redner 
sind darüber einverstanden, daß zur Hebung der Landwirtschaft vor 
allem eine namhafte Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle, be- 
sonders auf Getreide und Tabak, notwendig sei. 
13. März. (Deutsches Reich.) Bundesrat: beschließt die 
Veröffentlichung eines Statutenentwurfs für Gemeinde- und Fabrik- 
Krankenkassen. 
13. März. (Deutsches Reich.) Reichstag: Der Reichskanzler 
ergreift vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort, um sich gegen 
die in der Sitzung vom 7. d. von Rickert und namentlich Richter 
gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zu rechtfertigen und seinen 
Standpunkt in der Lasker-Affaire überhaupt klarzulegen. Eine Trü- 
bung des guten Verhältnisses zu den Vereinigten Staaten habe er 
auch nicht von ferne beabsichtigt und werde um dieser Sache willen 
auch in keiner Weise eintreten. 
14.—15. März. (Deutsches Reich.) Reichstag: 1. Lesung 
des Unfallversicherungs-Gesetzentwurfes.  Rede des Reichskanzlers. 
Die Vorlage wird schließlich an eine Kommission von 28 Mitgliedern 
gewiesen 
Der Reichskanzler sagt im wesentlichen: Ich will in der General- 
debatte nicht auf das Gesamtgebiet dieser umfassenden Materie eingehen, aber 
doch über die Stellung der verbündeten Regierungen gleich jetzt einige Worte 
sagen. Wir wollen nicht, wie der Vorwurf erhoben wurde, die Vorlage auf 
einen engen Kreis von Berufsarten beschränken; die Einschließung. weiterer 
Kreise bleibt vorbehalten. Wir haben uns vorkänfig nur die Beschränkung 
auferlegt, weil erfahrungsmäßig mit dem Umfange des Inhalts einer Vor- 
lage auch der Widerspruch im Hause und die Gefahr des Nichtzustande- 
 
	        
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