Bie Gekerreichisc-Augerische Moenarchie. (Septbr. 16.—21.) 215
Gehorsam leistet. Die Außerungen des Monarchen übten auf die Aristokratie
und die Geistlichkeit eine tiefe Wirkung, und diese Kreise sind hoffentlich nun
aufgeklärt und bekehrt. Es läßt sich selbst auf Grund dieser Thatsachen
natürlich nicht erwarten, daß Starcsevics und seine Getreuen ihre Agitationen
einstellen werden; dagegen kann man sehr wohl Brau zählen, daß das Volk
und alle Wohlgesinnten sich von der Pression Starcsevics' befreien werden,
und hiefür ist nichts anderes notwendig, als daß die Ungarn gegenüber
staatstreuen Elemente sich in allen Schichten Kroatiens aufraffen und die
öffentliche Meinung leiten. Daß die Aufmerksamkeit Sr. Majestät sich auch
auf die Fahnen erstreckte, daß der Monarch den Mangel ungarischer Fahnen
in Brod rügte, hat die Ohrenzeugen überrascht und ausfgerüttelt, und ihr
Zeugnis wird in Kroatien eine Tradition schaffen. Bischof Stroßmayr
wurde in Prozega in dem Maße ignoriert, daß Se. Majestät sich nach der An-
sprache an die neben dem Bischofe stehenden Personen sofort an die gegen-
über befindlichen Personen wendete, ohne für den Bischof einen Blick zu
haben. Die Geistlichkeit und ihre Umgebung wird unter der Wirkung dieser
bitteren Enttäuschung entweder mit Bischof Stroßmayr brechen oder eine
Bahn betreten, auf welcher der Bruch mit der Loyalität droht. Ebenso steht
Bischof Stroßmayr selbst vor der Alternative: Bruch mit der Vergangen-
heit oder Betreten einer den Bruch mit der Loyalität drohenden Bahn.
Mit einem Worte: die Reise des Monarchen nach Kroatien wird einen Wende-
punkt in dem politischen Leben dieses Landes bedeuten, und man darf hoffen,
einen Wendepunkt zum Guten.“
16. September. (Bosnien.) Der Kaiser in Bosnisch Brood.
Der Kaiser betritt bei Besichtigung der Brooder Brücke zum erstenmal
bosnisches Gebiet, besichtigt die daselbst aufgestellte bosnische Ehrenkompagnie
und nimmt die Huldigung einer bosnischen Deputation entgegen, welche ihn
der unerschütterlichen Treue und Unterthanen-Ergebenheit der bosnischen
Bevölkerung versichert. Der Kaiser antwortete in deutscher Sprache, daß er
hoffe bald auch noch weiter das Land besichtigen zu können. Der Besuch
des Kaisers wird vielfach als ein Anzeichen der bevorstehenden definitiven
Einverleibung der türkischen Provinzen in die österreichisch-ungarische Mo-
narchie und der Aufhebung der Konvention vom 21. April 1879 betrachtet.
19. September. (Österreich: Pairsschub.) Der Kaiser
ernennt 14 lebenslängliche Herrenhausmitglieder.
Von den vierzehn neuernannten Herrenhausmitgliedern gehören sieben der
feudal-klerikalen Partei an; sechs sind der vom Fürsten Metternich geführten
Mittelpartei, also der Regierungspartei qguand meme beizuzählen; nur eines
der neuen Herrenhausmitglieder, Herr Dumba, ist Mitglied der deutsch-
liberalen Partei. Mit den neuen Mitgliedern sind bisher in der Aera
Taaffe 73 Mitglieder des Herrenhauses ernannt worden. Zur Zeit, als
Graf Taaffe ins Amt trat, zählte das Herrenhaus rund 200 Mitglieder;
durch die Pairsschübe unter dem gegenwärtigen Ministerium wurde sonach
eine Regierungspartei ins Haus gebracht, die allein mehr als ein Drittel
der früheren Mitgliederzah beträgt.
21. September. (OÖsterreich.) Spaltung der deutsch-libera-
len Partei (der „Vereinigten Linken") in einen „deutsch-österreichi-
schen“ und einen „deutschen“ Klub.
Der auf der Parteikonferenz vom 21. Juni eingesetzte Fünfundzwan-
ziger-Ausschuß beschließt am 19. September mit 14 gegen 11 Stimmen den
Namen „ deutsch-österreichischer“ Klub zu empfehlen. In der am 21. unter