Großbrifannien. (März 6.—12.) 249
wies aber nicht auf die vertraulichen und freundschaftlichen Mitteilungen
hin, welche Fürst Bismarck im Reichstage erwähnte, sondern auf spätere nicht
vertrauliche Erklärungen, die mir auszudrücken schienen, daß es vor zwei
Jahren der Wunsch und die Bastemmt der deutschen Regierung war, daß
England die Vertretung der Interessen Europa's in Agypten in Zukunft
auf sich nehmen solle. Ich muß hinzufügen, daß ich nicht anzudeuten wünsche,
daß eine solche Hoffnung in einer Weise ausgedrückt wurde, die mit den be-
stehenden Verträgen unverträglich wäre. Ich gebe diese Erklärung nicht zum
Zweck einer Selbstverteidigung, sondern um Mißverständnisse zu beseitigen,
welche unvermeidlich sind, wenn wichtige Außerungen über auswärtige An-
gelegenheiten nach dem Auslande telegraphiert werden. Ich kann mir keinen
größeren Verstoß gegen die Selbstachtung oder die Achtung vor einem großen
Minister eines auswärtigen befreundeten Staates denken, als ohne Anlaß
irgendeinen Angriff in diesem Hause gegen eine solche Persönlichkeit zu rich-
ten. Das hohe Haus wird mit Befriedigung die Schlußworte des Fürsten
Bismarck über die zukünftigen Beziehungen der beiden Nationen bemerkt
haben, die um so eindrucksvoller sind, als sie in einem Augenblicke des Ver-
drusses gesprochen wurden. Es scheint in Deutschland der Argwohn zu herr-
schen, daß wir nicht eine volle Erkenntnis der jetzigen Stellung jener großen
Nation haben. Ich glaube im Gegenteil, daß es kein Land gibt, wo nicht
nur die Politiker, sondern alle Klassen mehr und freudiger die überaus wich-
tige Stellung würdigen, welche Deutschland seit seiner Einigung in Europa
einnimmt, und ich glaube auch, daß es im Interesse Europa's ist, daß die
Beziehungen Deutschlands zu England gute sein sollten, sowie daß sie es
nicht minder zu Frankreich und den anderen Nachbarn sein sollten. Ich bin
überzeugt, daß es mehr als je im Interesse Deutschlands und Englands liegt,
daß unsere Beziehungen gute sein sollten, zu einer Zeit, wo wir im Begriffe
stehen, uns fast in jedem Weltteile einander zu begegnen. Während jeder
von uns seine Rechte wahren wird, kann ich nicht bezweifeln, daß wir bei
dem großen und gemeinsamen Werke des Handels und der Ziovilisation im
Geiste herzlicher Kooperation vorwärts gehen sollten.“ Lord Granville schloß
also: „Ich erkläre mit voller Aufrichtigkeit, daß alle meine Bestrebungen
dahin gerichtet sein werden, fortzufahren, soweit es in meiner Macht liegt,
pen versöhnliche Politik, die vom Fürsten Bismarck skizziert worden, auszu-
ühren."“
Die Rede wird von der englischen Presse sehr abfällig beurteilt, in
der französischen wird Granville wegen seiner Unterwerfung unter den Fürsten
Bismarck verspottet.
6. März. (Sudan.) Ausfschub der Expedition.
Lord Wolseley sagt in einem Tagesbefehl an die Truppen der Nil-
Expedition, daß er sich für den Augenblick mit den Vorbereitungen zum
weiteren Vorrücken im Herbst begnügen müsse; er hoffe jedoch die Truppen
noch vor Ende des Jahres nach Khartum zu führen.
7. März. Unterzeichnung des Suluprotokolls. (Vergl.
Deutsches Reich.)
9. März. (Sudan.) Bewilligung neuer Kredite.
Das Unterhaus bewilligt den Nachtragskredit für die Expedition nach
dem Sudan, einschließlich der Kreditforderung für den Bau einer Eisenbahn
von Suakin nach Berber, mit 173 gegen 56 Stimmen und genehmigt mit
88 gegen 23 Stimmen die Absendung indischer Truppen nach dem Sudan.
12. März. (Verhandlungen mit Deutschland.) Unter-