256 Großbritannien. (April 12.—17.)
auf Anraten Englands ein Dekret, durch welches der sofortige Ku-
ponabzug angeordnet wird. (St.A. 46. 8762.)
Die deutsche Regierung, unterstützt von den Regierungen Frankreichs,
Osterreichs und Englands, protestiert gegen das Dekret des Khedive. Deutsch-
land vertritt insbesondere den Standpunkt, daß die Konvention vom 17. März
erst zur Ausführung gebracht werden dürfe, nachdem das Abkommen von
sämtlichen Parlamenten genehmigt und ratifiziert sei. (St. A. 46. 8763
—87772.)
12. April. (Afghanistan.) Der russische Regierungsanzeiger
veröffentlicht den Bericht Komarows über die Ereignisse bei Pensch-
deh (St. A. 46, 8686)
und erklärt, daß nach demselben von einem Angriff der Russen nicht
mehr die Rede sein könne. Die englische Presse hält die Rechtfertigung
Komarows für durchaus ungenügend.
13. April. (Mobilmachung. Afghanistan.) unterhaus:
nimmt die vom Kriegsminister Lord Hartington beantragte Antwort-
adresse auf die Botschaft der Königin an
und lehnt ein Amendement Lobouchere's, welches die Hoffnung aus-
spricht, die Verstärkung des Heeres werde durch den Rückzug der Truppen
aus dem Sudan vermindert werden können, mit 148 gegen 39 Stimmen ab.
über die Lage in Afghanistan erklärt Gladstone: Der Meinungs-
austausch zwischen Lord Dufferin und dem Emir von Asfghanistan in Rawul
Pindi sei ein erschöpfender und völlig befriedigender gewesen. über die Er-
eignisse bei Penschdeh differieren die Berichte Komarows von denjenigen der
englischen Offiziere. Die Regierung werde ihr möglichstes thun, um die ein-
geleitete Untersuchung erschöpfend und vollständig zu machen.
Mitte April. (Agypten.) Konflikt mit Frankreich betreffend
die Unterdrückung des Bosphore Egyptien durch die ägyptische Re-
gierung. (Vgl. Frankreich.)
17. April. (Afghanistan.) Rußland verweigert weitere
Aufklärungen über Komarows Verhalten zu geben. (St. A. 45, 8690.)
Die Note schiebt die Schuld an dem Zusammenstoß auf den militäri-
schen Charakter, welchen die brittische Regierung der Suite ihres Grenzkom-
missars gegeben habe, und auf die „so laut in die Welt gerufene Zusam-
menkunft des Vizekönigs von Indien mit dem Emir“ und deren kriegerischer
Zuschnitt. Beide Umstände hätte die Kühnheit der Afghanen und ihre Hoff-
nung auf englische Hilfe vermehrt.
17. April. (Afghanistan.) Lumsden erklärt den Bericht
Komarows für unrichtig; Granville lehnt die Fortsetzung der Ver-
handlungen über die Grenzfrage ab, bis eine Verständigung über
die Untersuchung der Ereignisse bei Penschdeh erfolgt sei. (St. A.
46, 8691, 8692.)
Die englische Presse fordert auf Grund von Lumsdens Bericht, daß
die Regierung auf der sofortigen Abberufung Komarows bestehe; nur eine
solche Genugthuung könne der verletzten englischen Ehre Genüge thun, an-
dernfalls sei der Krieg unvermeidlich.