Großbritannien. (April 20.—21.) 257
20. April. (Sudan.) Das Ministerium beschließt, alle
offensiven Operationen im Sudan einzustellen und sich auf die Ver-
teidigung der ägyptischen Grenze zu beschränken.
Die Nilbahn soll nur bis Wadi-Halfa fortgesetzt werden. Der Bau
der Suakin-Berber-Eisenbahn wird aufgegeben. An der Küste soll nur
Suakin und einige militärisch wichtige Punkte in der Nähe behauptet werden.
21. April. (Kriegskredit.) Die Regierung bringt im Par-
lament eine Kreditforderung von 11 Millionen Pfd. St. ein, von
welcher 4½ Millionen für den Sudan, der Rest für „spezielle Vor-
bereitungen außerhalb des Sudan“ bestimmt sind.
Gladstone begründet die Vorlage im Unterhaus, Granville im Ober-
haus. Gladstone gibt folgende Erklärungen ab:
„Die Regierung hat es für notwendig befunden, Rückschau auf ihre
militärische Position zu halten, nicht allei mit Bezug auf den Sudan, son-
dern auch mit Bezug auf den Stand der öffentlichen Angelegenheiten im
allgemeinen. Die Regierung hält es für angezeigt, im gegenwärtigen Augen-
blick ihre gesamten Streitkräfte, nicht allein im Sudan, sondern auch ander-
wärts, in gründlicher Bereitschaft zu halten, um sie da zu verwenden, wo
immer sie erforderlich sein dürften. Unter den Umständen wird die Kredit-
forderung nichts für Offensivoperationen, sei es für militärische Zwecke oder
für einen Vorstoß auf Khartum, in sich schließen. Sie schließt jedoch Posten
ein, die Bezug haben auf solche Unternehmungen, die bereits beträchtlich
weit gediehen sind und die mit irgend einem wesentlichen Vorteil nicht ein-
gestellt werden könnten, während irgendeine Notwendigkeit für ein feindseliges
Vorgehen nicht damit verknüpft ist. Beispielsweise trifft die Kreditforderung
Vorsorge für Flußdampfer, die bereits bestellt worden, sowie für die Voll-
endung der Wady-Halfa-Eisenbahn, für welche bereits ausgedehnete Vorkeh-
rungen getroffen worden sind und welche Vorteile haben wird, ganz abge-
sehen von denjenigen militärischer Notwendigkeit. Was ich in Bezug auf
den Sudan gesagt habe, schließt keinen Wechsel in der Politik der Regierung
in Bezug au die Verteidigung von Aegypten in sich. Ich wiederhole, daß
die Kreditforderung keine Vorsorge trifft für weitere Offensivoperationen im
Sndan oder für einen baldigen Vormarsch auf Khartum. Die Suakim-Eisen-
bahn wurde als ein militärisches Werk zur Unterstützung der Nil-Armee
begonnen. Mit dem Aufhören aktiver Operationen am Nil wird eine Aus-
dehnung dieser Eisenbahn eingestellt werden. Bis jedoch irgend ein anderes
Arrangement getroffen werden kann, wird es notwendig sein, den Hafen von
Suakim mit brittischen oder indischen Truppen zu halten. Um Suakim für
einen nützlichen Zweck ohne irgend ein ungehöriges Risiko oder eine Bloß-
stellung zu halten, dürfte es notwendig werden, auch einige Stellungen in
der Nachbarschaft dieses Platzes zu besetzen. Es ist im Plane, die Nil-Eisen-
bahn fertig zu bauen, weil dieselbe nützlich für allgemeine, wie für militä-
rische Zwecke sein würde. Sollte die indische Regierung Verstärkungen be-
dürfen, so wird dem Bedürfnisse von England Rechnung getragen werden,
während die Truppen, welche bis jetzt in Aegypten und im Sudan verwendet
worden, eine weitere Reserve für die Verwendung in Indien oder ander-
wärts bilden werden. Der Kredit wird dazu benützt werden 1) zur Bereit-
schafthaltung der Verstärkungen, welche die indische Regierung bereits ver-
langt hat; 2) für die Mobilisierung der Truppen im Inlande, welche mit
den in Aegypten und im Sudan freigesetzten ein kompletes Armeekorps bel-
den würden; und 3) zur Beschaffung von Torpedos und Kanonen für