Großbritannien. (April 27.) 259
Sudan; der Mahdi habe nicht mehr eine so bedrohliche Bedeutung, wie er
sie nach der Einnahme von Khartum gehabt habe, derselbe sei von seinen
Nebenbuhlern angegriffen; gleichwohl habe die Regierung in ihren Ver-
pflichtungen für die Verteidigung Aegyptens nicht nachgelassen, die Grund-
lage des Vorschlags der Regierung sei einfach und klar. Es liege ihr als
die vornehmste Pflicht ob Streitkräfte im Sudan verfügbar zu halten, um
da für den Dienst verwandt zu werden, wohin sie durch die Pflicht und
durch die Ehre der Nation gerufen werden könnten. Gladstone geht sodann
auf die Forderung der Regierung im besondern ein und erklärte: Ich habe
mit großer Befriedigung die Versicherung der Mitglieder der Opposition ge-
hört, daß sie gewillt seien, in jeder Weise die Bewilligung des Kredits zu
beschleunigen, damit derselbe nach unserm Ermessen zur Aufrechterhaltung
der nationalen und Reichspolitik verwendet werden könne. Wir sind alle
einig in Bezug auf unsere Verpflichtungen Indien gegenüber. Man hat ge-
sagt, daß in Bezug auf diese Politik die Kreditforderung von 6½ Millionen
geringfügig sei, aber, den Krimkrieg ausgenommen, ist diese Kreditforderung
größer als irgend eine während der letzten 70 Jahre, sie ist auch größer
als es nach dem ersten Anblick scheint, denn sie erfolgt gleichzeitig mit der
großen Erhöhung des Budgets für das Heer und die Flotte und mit der
beträchtlichen Vermehrung, welche wir durch den Kredit von 4½ Millionen
für den Sudan erhalten werden. Ganz abgesehen davon aber muß man sich
vor Augen halten, daß es nur der Anfang von militärischen Vorbereitungen
ist und daß man demnächst erst die Gesamtheit der Ausgaben für die gegen-
wärtigen Rüstungen und auch der Ausgaben für die Kriegsvorbereitungen
in Indien kennen muß, um die Regierung instand zu setzen, den gegenwär-
tigen Erfordernissen Rechnung zu tragen. (Beifall.) Man verlangt Darle-
gungen über die gegenwärtige Lage und die Haltung der Regierung; es ist
nicht der Fall eines Krieges, der vorliegt, wir haben auch einen augenblick-
lichen oder vielleicht nahen Krieg nicht vor uns, es würde schwer sein, den
Grad der Gefahr, vor dem wir uns befinden, festzustellen. Wir haben an
einer ehrenhaften Lösung durch friedliche Mittel gearbeitet und werden fort-
fahren, mit Uberzeugung und Ernst daran zu arbeiten, ich meine damit die
Möglichkeit eines Krieges oder des Abbruchs der Beziehungen zwischen zwei
großen Nationen, wie Rußland und England. Wir werden es uns zur
Aufgabe machen, diesen diplomatischen Streit in einer Weise zu Ende zu
führen, daß, wenn derselbe unglücklicherweise mit einem Bruch oder in Un-
frieden enden sollte, wir wenigstens das Urteil der zivilisierten Welt zurück-
weisen können, daß wir nicht alles mögliche gethan hätten, um durch gerechte
und ehrenhafte Bemühungen zu verhindern, daß sich die beiden Länder in
einen Krieg stürzen. (Anhaltender Beifall.) Alles, was wir gegenwärtig thun,
sind Vorbereitungen, aber es ist unsere heilige Pflicht, weitere Vorbereitungen
zu treffen; eine Darlegung ist im Augenblick unmöglich, die Frage ist dazu
noch nicht reif, rechnen wir aber nicht zu sanguinisch auf ein zu günstiges
Ergebnis, verzweifeln Sie aber auch nicht daran, daß die Vernunft und die
Gerechtigkeit auf beiden Seiten die Oberhand behalten können; sehen wir
uns das an, was sich zugetragen hat. Der Ausgangspunkt dabei ist unsere
Ehre, unsere Verpflichtungen dem Emir gegenüber. Die politische Erwägungen
sowie unsere Verpflichtungen gegen den Emir sind nicht unbedingt, wir wer-
den nicht verpflichtet sein, ihn zu verteidigen, wenn er der Tyrannei gegen
seine Unterthanen schuldig wäre, es würde unsere Pflicht zuwiderlaufen, ihn
zu unterstützen bei einer Politik der Thorheit; aber wir haben die Ver-
pflichtung, ihm Unterstützung und Beistand zu gewähren, und diese Ver-
flichtung wird ohne jede Einschränkung erfüllt werden. (Anhaltender Bei-
1# Sie ist lediglich bedingt durch die Art seines Verhaltens und davon,