Großbritannien. (April 29.—30.) 261
lichen Zwischenfall es unterlassen worden ist, die Bedingungen des Abkommens
zu erfüllen. Wir haben es angesehen und sehen es noch an für die Pflicht
und Ehrensache beider Mächte, zu untersuchen, auf welche Weise und durch
wessen Fehler der Zusammenstoß veranlaßt worden ist. Ich will durchaus
nicht von vornherein als feststehend ansehen, daß wir im Recht sind, aber
ich darf sagen, daß ich volles Vertrauen auf die Ehrenhaftigkeit und In-
telligenz unserer Offiziere habe. Unter diesen Umständen ist Grund zu Vor-
bereitungen vorhanden, und ich hoffe, daß nach meiner Rede das Haus nicht
auf dem Verlangen nach Vertagung behufs Erwägung beharren werde, ein
Verlangen, welches die Wirkung haben könnte, hier und anderwärts dem
Glauben Vorschub zu leisten, daß im Parlamente Unentschlossenheit herrsche
(Langanhaltender Beifall), während ich glaube, daß das Parlament ein-
mütigen Herzens und einmütigen Zieles, indem es sich die absolute Freiheit
vorbehält, die Haltung der Regierung zu beurteilen, werde den Forderungen
des Rechtes und der Ehre gerecht werden, und nur im Sinne dieser Forde-
rungen werden wir für Friedenszwecke arbeiten.“ (Langanhaltender Beifall.)
29. April. (Afghanistan.) Vorrücken der Russen.
Unterhaus: Unterstaatssekretär Fitzmaurice teilt Depeschen Lumsdens
mit, nach welchen die Russen Merutschek am Murghab besetzt hätten. Lon-
doner Blätter bringen Telegramme, nach welchen die Russen auf Herat
marschieren sollen. Diese Nachrichten rufen überall den Eindruck hervor,
daß der Ausbruch des Krieges unmittelbar bevorstehe; sie werden jedoch am
30. bereits dementiert.
30. April. (Budget.) Unterhaus: Finanzminister Childers
bringt das Budget ein.
Das Defizit des vorigen Finanzjahres beträgt 1050 000 Pfd. St.
Die Ausgaben des laufenden Finanzjahres sind ohne den Kredit von
11 Millionen auf 88800 000 Pfd. St. und die Einnahme auf 85200000
Pfd. St. veranschlagt: das Defizit des laufenden Finanzjahres beträgt sonach
3750000 Pfd. St. Das Gesamtdefizit einschließlich des 11-Millionenkredits
und der Nachtragskredite wird aber auf 14900000 Pfd. St. veranschlagt.
Vorgeschlagen wird die Erhöhung der Einkommensteuer auf 8 Pence per Pfund;
die Erbschaftssteuer wird wesentlich abgeändert und auf im Auslande liegende
Güter in England ansässiger Personen ausgedehnt; das Eigentum der Korpo-
rationen wird besteuert und eine Stempelgebühr von 10 Schillinge pro 100
Pfund für alle Inhaber-Wertpapiere eingeführt. Die Steuer auf einheimi-
schen und ausländischen Sprit wird um 2 Schilling per Gallone und die
Biersteuer um 1 Schilling per 36 Gallonen erhöht; die Weinzölle sollen
gemäß dem Vertrag mit Spanien abgeändert und ausländische patentierte Me-
dikamente denselben Reglements wie die englischen unterworfen werden. Ferner
soll der Tilgungsfonds der 1883 kreierten Annnitäten suspendiert werden.
Das Defizit wird hierdurch auf 2 812 000 Pfd. St. herabgemindert. Die Be-
deckung dieses Restes des Defizits wird auf das nächste Jahr verschoben. Das
Unterhaus genehmigt das Budget in erster Lesung.
30. April. (Santa-Lucia-Bai.) Protest der „Neuen
(Buren-) Republik“ gegen die englische Annexion der Bai.
Der Protest behauptet, daß die Neue Republik am 16. August 1884
die Oberhoheit über das ganze Gebiet, welches das Reich des gegenwärtigen
Königs der Zulus, Dinisulu, ausmacht, erworben habe und erklärt, „daß
das erwähnte Gebiet gesetzliches Eigentum des Volkes und der Regierung der