Großbritannien. (Juli 30. — August 5.) 275
30. Juli. Über die Eisenbahn nach Kandahar erklärt
Churchill auf eine Anfrage im Oberhause,
die Ausdehnung der Bahn von Ouettah bis Schehlo sei genehmigt;
von einer Absicht, die Bahn jetzt über jenen Punkt hinauszuführen, sei ihm
nichts bekannt; es werde aber viel Eisenbahnmaterial in Quettah konzen-
triert, so daß, falls zu irgend einer Zeit die kommerziellen oder politischen
Interessen dies zu begünstigen scheinen sollten, die Linie ohne großen Verzug
in der Richtung auf Kandahar fortgesetzt werden könne.
4. August. (Irland: Landfrage.) Unterhaus: nimmt
Vorlage betreffend die Erleichterung des Güterankaufs in Irland
in zweiter Lesung an.
Parnell acceptiert die Bill namens seiner Partei als eine Anerken-
nung der Prinzipien der irischen Landliga seitens der Konservativen.
4. August. (Afghanistan.) Rußland stellt einen neuen
Vorschlag in Aussicht, durch welchen die beiden östlichen von Zulfikar
gelegenen Defileen an Afghanistan abgetreten werden.
Der Vorschlag entspricht im wesentlichen der englischen Forderung,
daß die Herrschaft über den Paß den Afghanen verbleiben müsse. Rußland
macht zwar das definitive Anerbieten dieser Grenze vom Eintreffen weiterer
Informationen abhängig; da aber Giers am 5. August einen mehrmonat-
lichen Urlaub antritt, erscheint es unzweifelhaft, daß Rußland in betreff des
Gallgerkafee den englischen Forderungen zu weichen gesonnen ist. (St.A.
46, 8714.
5. August. (Handelspolitik.) Lord Salisbury bemerkt
beim Empfang einer Deputation von Mitgliedern des „nationalen
Arbeitervereins für die Abschaffung der fremden Zuckerprämien“,
er sei weit davon entfernt, etwas zu befürworten, was sich der Rück-
kehr zum Schutzzolle nähere, aber Befreiung von selbst auferlegten Fesseln
besonderer Theorien sei notwendig, wolle man mit der Welt vensahrel) wie
sie sei, und mit fremden Staatsmännern der Jetztzeit, die von ganz anderen
Prinzipien als den englischen beseelt seien.
5. August. (Mission Wolff's.) Unterhaus: der Schatz-
kanzler Sir Michael Hicks-Beach bemerkt über die Politik des Mini-
steriums in Agypten und die Mission Drummond Wolff's:
Ihrer Majestät Regierung räumt völlig ein, daß sie gewisse Ver-
pflichtungen in Bezug auf Agypten habe, die sich während der letzten 5 Jahre
fast wöchentlich mit jedem in diesem Lande ergriffenen Schritt vergrößert
haben und die uns Pflichten auferlegen, die nicht in der Weise, als Herr
Labouchere dies wünscht, vernachlässigt werden können Die Regierung er-
kennt auch an, daß sie nicht allein in Agypten ist; andere Mächte besigen
dort. Rechte und Interessen und es ist absolut notwendig, uns zu bestreben,
in Ubereinstimmung mit anderen europäischen Mächten vorzugehen. Eine
Macht besitzt besondere Rechte und Pflichten in Agypten und dies .e ist die
Pforte. Im Pariser Vertrage wurde anerkannt, daß die Pforte in Agypten
souveräne Rechte besitze. Es ist mithin wesentlich alles zu thun, was in
unserer Macht steht, um uns in der Behandlung dieser Frage das in der
Vergangenheit etwas vernachlässigte Wohlwollen der Pforte zu sichern. Sir