276 Großbritannien. (August 6.)
H. D. Wolff wird sich demnach in erster Reihe nach Konstantinopel begeben;
allein es steht nicht in meiner Macht, Aufschlüsse über seine Instruktionen
zu geben. Der Zweck seiner Mission und der Politik der Regierung in Agyp-
ten ist: Agypten hinsichtlich seiner Verteidigung nach außen hin, seiner
Finanzen und seiner inneren Verwaltung auf einen Fuß zu stellen, der
seinem unabhängigen Vorgehen in der Zukunft Sicherheit und Freiheit all-
mählich gewährt. Diese Politik wird sich hoffentlich dem Hause empfehlen.
Uber die Räumung Agyptens will ich nichts sagen, da nichts gefährlicher
sein könnte, als darauf anzuspielen und irgendwelche Zusagen zu machen.
Wir haben dort eine große Aufgabe zu lösen und große Pflichten zu erfüllen
und wir müssen uns bestreben, dieselben nach unseren besten Kräften zu er-
füllen. Was die Verteidigung von Agypten betrifft, so ist nichts unbe-
friedigender als die gegenwärtige Lage der Dinge in Suakin. Ist es mög-
lich, ein Abkommen mit der Türkei zu schließen, wornach wir mit Beibehaltung
jeder nötigen Kontrolle Abmachungen treffen könnten, die befriedigender für
uns und für Suakin sein und mehr im Einklange mit den souveränen Rechten
der Pforte stehen dürften? Ich erwähne dies nur als einen der Punkte, mit
denen sich Sir H. Wolff zu befassen haben würde. Die jetzige Regierung
ist ebenso sehr wie ihre Vorgänger von dem Wunsche beseelt, die innere Ver-
waltung Agyptens zu reformieren und solche Veränderungen vorzunehmen,
die sich für die wirklichen Interessen des Landes ersprießlich erweisen dürften.
Dies muß jedoch ein Werk der Zeit sein und könnte es nur allmählich voll-
bracht werden, indes hoffentlich etwas rascher als bisher. Die einzige Weise
jedoch, in welcher irgend ein Fortschritt dieses wichtigen Werkes bewerkstelligt
werden könnte, ist, der Welt kund zu machen, daß die britische Regierung
behufs Durchführung jener Reformen in Agypten zu bleiben gedenkt, und
nicht von einer sofortigen oder baldigen Räumung zu sprechen."
6. August. (Budget für Indien.) Unterhaus: Lord
Churchill, der Staatssekretär für Indien, legt das Budget für In-
dien vor; dasselbe enthält infolge des afghanischen Konflikts wesent-
liche Erhöhungen in den Ausgaben.
Der Staatssekretär führt das Budget mit dem Bemerken ein, daß der
im März c. veröffentlichte Voranschlag durch die Vorgänge an der afghanischen
Grenze umgestürzt worden sei. Seitdem hätten sich die Ausgaben unter Hin-
zunahme der Extrasubsidien von ¼ Million für den Emir von Asghanistan,
durch die Verstärkung der Armee, durch Eisenbahnbauten und ähnliche an-
dere Erfordernisse um 3800000 Pfund vermehrt. Auch für das nächste
Budget sei eine Vermehrung der Ausgaben notwendig. Die indische Regierung
habe soeben einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan zur Verstärkung der Nord-
westgrenze eingesandt. Außerdem müsse künftig aber das Heeresbudget noch
eine weitere Steigerung erfahren. Die Bildung einer Reserve von 22700
Mann bei der eingeborenen indischen Armee sei in Angriff genommen, außer-
dem solle das stehende indische Heer durch 3900 Mann Kavallerie und 4550
Mann Ghouka-Infanterie vermehrt, die eingeborene Armee solle mit dem
Martini-Henri-Gewehre bewaffnet, die indischen Häfen sollten durch Kanonen=
boote und durch Torpedos geschützt werden. Zu dem allen seien insgesamt
2—3 Millionen jährlich erforderlich. Die Vermehrung der eingeborenen
Armee mache gleichzeitig eine Vermehrung der englischen, in Indien stehen-
den Truppen notwendig. Lord Churchill richtet bei seiner Darlegung heftige
Angriffe gegen die von Lord Ripon geführte Verwaltung und gegen die
Politik des vorigen Kabinetts und kündigt dabei an, daß die Mitglieger des
jetzigen Kabinetts, gleichviel, ob sie dann noch im Amte oder in der Opposi-