Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

278 Großbritannien. (August 14.) 
Monate später erfuhr ich zu meiner im Volke tief mitgefühlten Betrübnis, 
daß die Truppen zu spät ankamen und daß der heldenmütige Gordon mit 
samt seinen Gefährten gefallen. Ein allerdings vergeblicher Versuch ward 
gemacht, Khartum durch den Bau einer Bahn von Suoakim nach Berber zu 
erreichen. Schließlich zogen sich die Truppen aus dem ganzen Ostsudan mit 
Ausnahme Suakims und im Westsudan bis Alaschkat zurück. Obgleich die 
Ziele des Feldzuges unerreicht blieben, habe ich doch allen Grund, auf die 
von meinen Soldaten und Matrosen bewiesene Tapferkeit und Ausdauer, 
sowie auf die Geschicklichkeit ihrer Leitung stolz zu sein. Mit großer Freude 
nahm ich die getreuen Anerbietungen militärischen Beistandes in diesem Feld- 
zuge von meinen Kolonien und den eingebornen Fürsten Indiens entgegen; 
auch zeichnete sich ein Kontingent der Kolonie von Neusüdwales in den an 
der Küste des Roten Meeres stattgehabten Gefechten aus. Der Tod des 
Mahdi wird mich wahrscheinlich in stand setzen, die mir durch die Ereignisse 
gegen den Herrscher und das Volk Agyptens auferlegten Pflichten leichter 
zu erfüllen. Ich werde in meinen Bemühungen, Regierung und Ordnung 
dort auf fester Grundlage aufzubauen, nicht ermatten. Meine Beziehungen 
zu den übrigen Mächten sind freundschaftlicher Natur. Zeitweilig ent- 
standen zwischen meiner Regierung und Rußland Mißbelligkeiten, ob der 
Gebietsgrenze meines Bundesgenossen, des Emirs von Afghanistan. Die Ver- 
handlungen dauern noch fort und werden voraussichtlich bald zu befriedigen- 
der Erledigung führen. Der Fortgang der Ereignisse in Südafrika hat 
mich im Interesse der eingeborenen Stämme genötigt, Betschuana-Land und 
gewisse benachbarte Gebiete unter meinen Schutz zu stellen. Ich thue die 
nötigen Schritte, um die Nordwestgrenze meines indischen Reiches in aus- 
reichenden Verteidigungszustand zu setzen, weil ohne denselben das Wohl und 
die Ruhe meiner indischen Unterthanen von Zeit zu Zeit unterbrochen und 
gestört werden dürften. Meine Herren vom Hause der Gemeinen! Ich danke 
Ihnen für die Freigebigkeit, mit welcher Sie während des abgelaufenen 
Jahres für den Dienst des Landes sorgten. Lords und Gentlemen! Ich freue 
mich, meine Zustimmung zu einer Maßregel geben zu können, durch welche 
die australischen Kolonien bei gewissen Gelegenheiten zu gemeinsamem 
Vorgehen ermächtigt werden; ferner zu einer dringenden Verbesserung des 
Kriminalgesetzes und zu einem Entwurf behufs Errichtung einer neuen Ab- 
teilung für schottische Angelegenheiten. Gleichfalls genehmigte ich mit Ver- 
gnügen eine Maßregel zur Vermehrung der Zahl von Pächtern in Irland. 
Ich hebe mit aufrichtiger Befriedigung den von mir gebilligten Entwurf 
hervor, dem Üübel der übervölkerung und der ungesunden Wohnungen, welche 
das sittliche und körperliche Wohlbefinden der arbeitenden Klassen gefährden, 
zu steuern. Ich bedaure, daß die Gedrücktheit in vielen wichtigen Geschäfts- 
zweigen, sowie in den Ackerbau= und Industriebezirken, noch fortdauert. Ich 
habe die Niedersetzung eines Ausschusses veranlaßt, um deren Ursachen und 
die Möglichkeit einer Hebung durch Gesetzesmaßregeln zu untersuchen. Während 
der abgelaufenen Session war Ihre Zeit hauptsächlich durch die Ausdehnung 
der Wählerschaften und durch die infolge dessen in der Zusammensetzung des 
Unterhauses veranlaßten Veränderungen in Anspruch genommen. Ich hoffe 
ernstlich, daß diese umfassenden Maßregeln die Wirkungsfähigkeit des Parla- 
ments mehren und die Zufriedenheit des Volkes erhöhen werden. Meine 
Absicht ist, in kurzem das Volk durch eine Auflösung des Parlaments zu 
Rate zu ziehen. Ich bete, daß der Segen Gottes auf Ihren erweiterten 
Gerechtsamen ruhen und daß die Zahl der zur Ausübung neuer Befugnisse 
Berufenen sich ihrer mit jener Selbstbeherrschung und Klugheit bedienen möge, 
welche so lange die Geschichte unserer Nation auszeichnet!“
	        
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