Großbritannien. (Mitte November — 23.) 281
es bestehe gegenwärtig nichts, als eine herzliche Kooperation zwischen Ruß-
land und England. Er könne die Worte Beaconsfield's wiederholen, daß
in Asien für Rußland und England Platz sei. Salisbury spricht weiter die
Hoffnung aus, daß die gegenwärtigen Operationen in Birma, indem sie
dem Handel und der Zivilisation die Wege ebnen, gleichwohl nur eine so
geringe Veränderung herbeiführen würden, als dies mit den Interessen der
Bevölkerung und den Forderungen des Reiches verträglich sei. Die Re-
gierung gehe dabei in Ubereinstimmung und Freundschaft mit China vor.
Bezüglich Aegyptens hofft Salisbury, daß man mit Sorgfalt und Klug-
heit dasselbe in einigen Jahren wieder in den Zustand der Wohlfahrt werde
versetzen können, welcher vor fünf Jahren dort herrschte. Uber Bulgarien
sprechend, hebt der Premier hervor, daß England kein direktes Interesse an
dieser Frage habe und daher kein Grund vorliege, die Notwendigkeit einer
materiellen Intervention Englands zu befürchten. Nach seiner Ansicht liegt
das Haupthindernis gegen die Vereinigung Bulgariens und Rumeliens nicht
in der Aktion der auswärtigen Mächte oder der Pforte, sondern in der von
Griechenland und Serbien aufgestellten Doktrin, daß ihre Gebiete vergrößert
werden müssen, wenn die Union aufrecht bleiben würde. Salisbury ist ent-
schieden der Ansicht, daß kein politisches Gebäude, welches gegen den Willen
der beteiligten Bevölkerung aufgerichtet würde, von langer Dauer sein könne.
Er glaubt, wenn die bulgarische Union abgelehnt werde, so werden die Bul-
garen sich mit den Serben und Griechen verbinden. Die nächste Bewegung
auf der Balkan-Halbinsel wäre also eine von drei kleinen Staaten anstatt
von einem einzelnen ausgehende Bewegung. Die englische Regierung hoffe,
daß erstens die Macht des türkischen Reiches ohne Verminderung werde auf-
recht erhalten werden; zweitens daß jedes von Europa getroffene Arrangement
derart sein werde, die beteiligten Bevölkerungen zufriedenzustellen, und daß
es jeden eventuellen Eingriff in die Integrität des türkischen Reiches, welche
England als einen wesentlichen Teil der Verfassung Europas anerkenne,
entmutigen werde.
Mitte November. (Birma.) Die englischen Truppen rücken
unter General Prendergast in Birma ein,
da König Thibo die Forderungen des englischen Ultimatums vom
17. Oktober nicht bewilligt.
Die Engländer nehmen am 17. November Minhla am Irawaddy
und rücken ohne Widerstand zu sinden auf Mandalay vor.
16. November. (Kanada.) Hinrichtung Riels.
18. November. Auflösung des Parlaments. Anordnung
der Neuwahlen. Einberufung des neuen Parlaments auf den 12. Ja-
nuar 1886.
19. November. (Karolinen-Inseln.) England beansprucht,
daß ihm dieselben Rechte wie Deutschland auf den Karolinen= und
Pelew-Inseln eingeräumt werden, und erklärt sich dagegen bereit,
die Souveränetät Spaniens anzuerkennen. (St. A. 46.)
23. November. Wahlen zum Unterhaus: 333 Liberale,
251 Konservative und 86 Parnelliten.
England wählt 244 Liberale und 220 Tories, Wales 27 Liberale
und 3 Tories, Schottland 62 Liberale und 10 Tories und Irland 18 To-
ries und 86 Parnelliten. Gegen 1880 verlieren die Liberalen 17 Stimmen,