Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

Krankreich. (Februar 13. — März 3.) 287 
willigt hat und verpflichtet sich, alle Vorteile, welche künftig andern Staats- 
angehörigen gewährt werden sollten, sofort auf die Franzosen auszudehnen. 
Die Grenze wird folgendermaßen festgesetzt: Der Lauf des Chiloango vom 
Ozean bis zur OQuelle, die Wasserscheide des Niadi-Quillu und des Kongo 
bis zum Meridian von Manyanga, der Kongo bis zum Stanley-Pool, die 
Mittellinie dieses Sees, der Kongo bis nördlich des Licona Nkundja, dessen 
ganzes Gebiet Frankreich verbleibt, der 17. Längengrad östlich von Green- 
wich. Eine Kommission soll die Grenze an Ort und Stelle festsetzen. 
13. Februar. (Tonkin.) Die Franzosen besetzen nach hef- 
tigen Kämpfen Langson. 
14. Februar. (Getreidezölle.) Kammer beschließt mit 364 
gegen 136 Stimmen in die Spezialdiskussion der Getreidezölle ein- 
zutreten. 
16. Februar. Blutiger Konflikt zwischen Sozialisten und Mit- 
gliedern der Patriotenliga, insbesondere Studenten. 
Die Studenten versuchen bei dem Begräbnis Jules Vallus' den im 
Leichenzuge befindlichen deutschen Sozialisten den von ihnen getragenen Kranz 
zu 7 werden aber von den französischen Kommunards mit blutigen 
Köpfen zurückgewiesen. Die sich an diese Ereignisse anschließende heftige Zei- 
tungspolemik führt zur Ausweisung der beteiligten Deutschen. 
20. Februar. (Befestigung von Paris.) Der Verteidig- 
ungsausschuß lehnt die von der Stadtvertretung befürwortete Schleif- 
ung der Pariser Ringmauern ab. 
20. Februar. (Reis als Kriegskontrebande.) Die fran- 
zösische Regierung teilt den Seemächten mit, daß sie fortan Reis 
als Kriegskontrebande betrachten werde, 
schränkt jedoch diesen Beschluß bereits am 24. dahin ein, daß nur die 
Reigeinfuhr in die nördlich von Kanton gelegenen Häfen werde gehindert 
werden. 
Die englische, schwedische und dänische Regierung legen gegen diese 
Maßregel Verwahrung ein, weil völkerrechtlich Lebensmittel nicht als Kriegs- 
kontrebande behandelt werden dürften. Die deutsche Regierung publiziert die 
französischen Mitteilungen im Reichsanzeiger, ohne die Maßregel zu bean- 
standen. (Vgl. Deutsches Reich: 18. März.) Bezüglich des englischen Pro- 
testes führt die „Republique francçaise" aus, daß das Vorgehen Englands 
weniger auf den gegenwärtigen Fall als auf einen etwaigen Krieg berechnet 
sei, in welchen Großbritannien mit der Zeit verwickelt werden könnte. Da- 
durch, daß England die Steinkohle als Kriegskontrebande erklärt, sichere es 
sich die Herrschaft auf dem Meere, da es überall Kohlenstationen besitze. 
Dadurch aber, daß es nicht zulassen wolle, daß Getreide ebenfalls als Kriegs- 
kontrebande betrachtet werde, wolle es sich selbst vor einer eventuellen Aus- 
hungerung bewahren, die im Kriegsfalle leicht eintreten könnte, da England 
den Inhn Teil seines Getreidebedarfes einführen muß. (Vgl. St. A. 45, 
22 flg.). 
3. März. (Tonkin.) Die Franzosen entsetzen Tuyen Ouang 
von der Belagerung durch die Chinesen und die Schwarzflaggen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.