Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

Frankreich. (März 21.—24.) 289 
21. März. (Budget.) Senat: genehmigt, um einen Kon- 
flikt mit der Deputiertenkammer zu vermeiden, das Budget in der 
von der letzteren beschlossenen Gestalt. 
Die Redner erklären jedoch ausdrücklich, daß sie prinzipiell an dem 
surcht des Senats, in der Kammer gestrichene Posten wiederherzustellen 
esthalten. 
Die Budgetkommission des Senats hatte sich für die Wiederherstellung 
der Positionen ausgesprochen und hatte an der Ansicht festgehalten, daß zwei 
von der Kammer gestrichene Posten nicht gestrichen werden können, weil sie 
auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhen und nicht durch ein einfaches 
Votum bei der Budgetberatung zu beseitigen seien. Ferry erkennt gleichfalls 
den Rechtsstandpunkt des Senats als begründet an, bittet aber zur Vermei- 
dung eines Konflikts und damit das Budget noch vor dem 1. April, an 
welchem Tage die vorläufig bewilligten Kredite ablaufen, promulgiert werden 
könne, das Budget unverändert anzunehmen. 
Die Hauptposten des Budgets sind die folgenden: 
Das ordentliche Budget pro 1886 beziffert sich auf 3030 660651 Fr. 
Einnahmen und 3030 612388 Fr. Ausgaben, weist also einen kleinen Uberschuß 
von 48263 Franks auf. Gegen 1885 bieten die Einnahmen eine Zunahme von 
8275274 Fr. und die Ausgaben eine solche von 8227011 Fr. Das außer- 
ordentliche Budget ist um 25 Mill. Franks vermindert, es besteht aus 169.8 
Mill. Fr. (für das Kriegsdepartement 74.7 Mill. Franks, für die Marine 
95.1 Mill. Fr.); von dieser Summe werden 10.7 Mill. Fr. vom Restbetrag 
des letzten Anlehens von 350 Millionen, das übrige durch Schatzobligationen 
mit kurzen Verfallzeiten beschafft. Die Termine der letzteren sollen pro 1890 
mit 19 Mill. Fr., pro 1891 mit 100 Mill. und pro 1892 mit 40 Mill. 
Fr. bestimmt werden. Das auf Spezialressourcen begründete Budget ist um 
nahezu ½ Million vermehrt, gleicht sich nach wie vor, Einnahmen gegen 
Ausgaben, aus. Die Beilage des allgemeinen Budgets, wozu die Unkosten 
der Ehrenlegion-Pensionen, die Marine-Invalidenkasse, die Staatseisenbahnen 
gehören, beziffert sich auf 76.8 Mill. Fr., d. i. auf 23 Mill. Franks weniger 
als für das laufende Jahr. Die Zusammenstellung aller Budgetposten ist 
demnach wie folgt: « 
Mill. Fr. 
Ordentliches Budget 3030.6 
Außerordentliches Budget 169.8 
Spezialquellen-Budget 470.2 
Budget-Annexe 76.8 
Totalkonto 3747.4 
wozu noch die neue Rubrik für die Eisenbahn-Garantien mit etwa 30 Mill. 
Fr. hinzuzurechnen wäre, die aber in diesem Jahre voraussichtlich in geringerem 
Maße in Anspruch genommen wird. Das Defizit würde sich vermöge ver- 
ringerter Einnahme-Schätzungen von 12 Mill. und 17.6 Mill. mangelnder 
Einkünfte aus der Armeedotationskasse, zusammen 29.8 Mill. Fr., und um 
37.6 Mill. Fr. vermehrter Ausgaben auf 67 Mill. Fr. stellen, wogegen die 
obenerwähnten 30 Mill. Fr. für Eisenbahn-Garantien in Abzug gebracht 
werden. Somit verbleiben noch 37½ Mill. Fr. Defizit, wovon 31½/ Mill. 
Fr. vom Rest der Armeekasse bestritten werden; die weiteren 34 Mill. Fr. 
sollen die erhöhten Korn= und Viehzölle aufbringen. 
24. März. (Listenskrutinium.) Kammer: nimmt das 
neue Wahlgesetz (Einführung des Listenskrutiniums) mit 412 gegen 
99 Stimmen an.
	        
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