292 Frankreich. (März 31.— April 4.)
da die Kammer dies mit 308 gegen 161 Stimmen ablehnt, entfernt sich das
Ministerium, um Hr. Grévy seine Entlassung zu überreichen.
Nachdem die Minister den Saal verlassen, erklärt Präsident Brisson, da sich
das Kabinet zurückgezogen, sei keine Interpellation mehr möglich. Delafosse:
Der Rücktritt des Kabinets genügt nicht. Das wäre zu bequem, auf diese
Weise seiner Verantwortlichkeit zu entwischen. Ich entspreche einem allge-
meinen Gefühl der Entrüstung, indem ich beantrage, das Kabinet in An-
klagestand zu versetzen. Der Unerfahrenheit, Hartnäckigkeit und Doppelzüngig-
keit des Ministeriums haben wir einen Krieg zu danken, der ohne die Zu-
stimmung der Kammer begonnen und zum Schaden des Landes und der
Armee verfolgt worden ist. Es liegen nicht bloß Irrtümer und Fehler, es
liegt Hochverrat vor. Laisant beantragt nun gleichfalls die Ministeranklage
(Beifall); es sei Zeit, daß die Republik aufhöre, den hochgestellten Verbrechern
Straflosigkeit zuzusichern. Unter einer anderen Regierungsform hätten solche
Niederlagen eine „Revolution der Verachtung“ hervorgerufen; aber die Re-
publik sichere eine gesetzliche Lösung in solchem Falle. (Beifall.) Die Dring-
lichkeit der Anträge auf Ministeranklage wird mit 304 gegen 161 Stimmen
abgelehnt. Präsident Brisson bemerkt, mit der Zurückziehung der Inter-
pellation seien auch die Tagesordnungen erledigt, die erklärten, der Beistand
der Kammer sei der Armee gesichert. Allein die Kammer werde, wie sie den
siegreichen Soldaten ihren Gruß gesandt, ebenso heute ihnen auch den Aus-
druck der Bewunderung in der Prüfung, die sie durchmachen, zusenden wollen.
Wenn die it% der Nation im Unglücke sei, sei sie Frankreich am theuer-
sten. (Großer Beifall.) Die Kammer beschließt, sofort den Ausschuß für
die Kredite zu wählen.
31. März. (Tonkin-Kredite.) Kammer: votiert einen
Kredit von 50 Millionen und vertagt den Beschluß über die wei-
teren Kredite bis zur Konstituierung des Ministeriums.
Das Kriegsministerium erteilt den Befehl, 8000 Mann Infanterie,
6 Batterien Artillerie und eine Eskadron Spahis unverzüglich nach Tonkin
abgehen zu lassen.
In dem Ausschusse für den Tonkin-Kredit teilt Perier (äußerste
Linke) zwei Schriftstücke mit, die Ferry im Monat November dem damaligen
Tonkin-Ausschuß unterbreitet hatte und die nicht bekannt geworden sind,
weil der damalige Konseilspräsident die Mitglieder des Ausschusses auf ihr
Ehrenwort verpflichtet hatte, dieselben geheim zu halten. Das erste dieser
Schriftstücke war ein russischer Bericht, dem zufolge die Militärstreitkräfte
von China viel bedeutender und besser. seien, als man voraussetze. Das
zweite war ein Brief des Generals Negrier, welcher von dem Marsch gegen
Langson abriet, da der Transport und die Verproviantierung zu sehr ge-
fährdet seien. Weder Ferry noch die Mehrheit des Ausschusses trug den
Warnungen Rechnung.
4. April. Die Vertreter Frankreichs und China's unterzeich-
nen die Friedenspräliminarien. "“
Dieselben lauten:
Protokoll.
Erster Artikel. China einerseits willigt ein, die Ubereinkunft von
Tientsin vom 11. Mai 1884 zu bestätigen, und Frankreich anderseits erklärt
kein anderes Ziel als die volle und ganze Vollstreckung dieses Vertrags ver-
folgen zu wollen.
Zweiter Artikel. Beide Mächte stellen die Feindseligkeiten ein, sobald