296 Frankreich. (April 9.—27.)
nämlich den Handelsminister Rouvier und die beiden Unterstaatssekretäre
Labuze und Bathault, zu Präsidenten und Vizepräsidenten desselben.
9. April. (Agypten.) Die französische Regierung protestiert
gesen die Schließung der Druckerei des „Bosphore Egyptien“ und
verlangt Bestrafung der beteiligten Beamten.
Die Zeitung Bosphore Agyptien erscheint in französischer und arabi-
scher Sprache und wird von französischen Unterthanen herausgegeben und
gedruckt. Infolge der Veröffentlichung einer angeblichen Proklamation des
Mahdi unterdrückt die ägyptische Regierung das Blatt und läßt die Druckerei
schließen. Der von dem Bevorstehenden unterrichtete Konsul protestiert
gegen diese Maßregeln, erscheint in der Druckerei und erklärt, daß er nur
der Gewalt weichen werde. Der ägyptische Polizeibeamte schiebt hierauf unter
beiderseitigem Einverständnis, um formell einen Gewaltakt zu konstatieren,
den französischen Beamten bei Seite und versiegelt die Druckerei. Die fran-
zösische Presse, in welcher sehr übertriebene Schilderungen der gegen den
französischen Beamten gebrauchten Gewaltthätigkeit veröffentlicht werden, pole-
misiert sehr lebhaft gegen den englischen Konful in Kairo auf dessen Anre-
gung die ganze Maßregel zurückgeführt wird. Die späteren amtlichen Ver-
öffentlichungen ergeben auch in der That, daß der englische Konful bereits
im Januar Lord Granville veranlaßt habe, bei der französischen Regierung
wegen der Ausschreitungen der französischen Presse in Agypten vorstellig zu
werden, sowie daß die ägyptische Regierung sich vor der Maßregelung des
französischen Blattes der englischen Zustimmung versichert hat.
Die französischen Beschwerden richten sich nicht gegen die Unterdrückung
des Blattes; sondern gegen den von den ägyptischen Beamten begangenen
Bruch des Hausrechts.
13. April. (Friede mit China.) Die amtliche Pekinger
Zeitung veröffentlicht das Dekret betreffend die Zurückziehung der
chinesischen Truppen aus Tonkin.
16. April. Der Finanzminister Clamageran tritt zurück
und wird durch den Arbeitsminister Sadi Carnot ersetzt, an dessen
Stelle Demole tritt.
Der offiziell mit Gesundheitsrücksichten gerechtfertigte Rücktritt des
Ministers wird auf Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Aufnahme einer
einer größern Anleihe zurückgeführt; Brisson soll der Aufnahme einer An-
leihe vor den Wahlen abgeneigt gewesen sein, während Clamageran dieselbe
für unentbehrlich zur Konsolidierung der französischen Finanzen hält.
Die Notwendigkeit der Anleihe ergibt sich aus folgenden Zahlen:
Am 1. Januar d. J. betrugen die von dem Staatsschatze gemachten Vor-
schüsse 1416 480 225 Frs.; die schwebende Schuld lieferte dazu 1171.457000
Frs., etwa vier Fünftel. Andererseits waren an jenem Tage für 110 Mil-
lionen Schatzbons im Umlauf. Dazu kommen die neuen Tonkin-Kredite,
im Betrage von 200 Millionen, welche gleichfalls- nur auf die schwebende
Schuld angewiesen werden können.
27. April. (Agypten.) In dem Konflikt betr. die Unter-
drückung des „Bosphore Egyptien“ kommt unter Vermittelung der
englischen Regierung ein Ausgleich zu stande.
Derselbe geht dahin: Agypten wird dem französischen diplomatischen