Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Erster Jahrgang. 1885. (26)

344 Bäuemark. (Januar 23.) 
man der Regierung die Wünsche des Volkes auf diesem legalen Wege zur 
Kenntnis bringe, und daß die Regierung selbst alle Konsequenzen tragen 
würde, wenn sie nicht das allgemeine Stimmrecht gewähren sollte. 
21. September. Eröffnung der Generalstaaten. 
Die Thronrede, mit welcher der König die Generalstaaten eröffnet, 
besagt: Die Beziehungen zu den fremden Mächten seien die freundschaftlich- 
sten. Die Teilnahme des Landes an der Kongo= und Suez-Konferenz habe 
bewiesen, daß die Niederlande noch immer einen Platz unter den Seemächten 
einnehmen. Die Finanzlage des Landes erheische Einschränkungen in den 
Ausgaben und die Erhöhung der Einnahmen. Der niedrige Preis der Pro- 
dukte beeinflusse die europäische Industrie ungünstig. Die zur Herbeiführung 
eines besseren Standes der Dinge in Atchin ergriffenen Maßregeln seien aus- 
geführt worden, ohne auf große Schwierigkeiten zu stoßen, es sei aber dort 
noch fortgesetzt Wachsamkeit und Ausdauer notwendig. 
22. September. Präsidentenwahl in der Kammer. 
Gewählt wird Cremers (liberal) mit 42 gegen 41 Stimmen, welche 
auf den bisherigen Präsidenten Mackay fallen. 
3. November. Antrag der Rechten auf Abänderung der Schul- 
gesetzgebung. (Vgl. 18. März a. E.) 
27. November. (Wahlbezirke.) Die Kammer verwirft mit 
44 gegen 42 Stimmen den Antrag auf Revision der Wahlbezirks- 
einteilung. 
3. Dezember. (Wahlzensus.) Die Kammer verwirft den 
Antrag der Rechten auf Herabsetzung. des Wahlzensus mit 43 gegen 
42 Stimmen. 
XI. 
Dänemark. 
23. Januar. (Neutralisierung.) Auf die Interpellation 
eines Abgeordneten erklärt der Minister des Auswärtigen, Rosenörn- 
Lehn: 
Die den dänischen Bevollmächtigten bei der Wiener Konferenz gege- 
bene Instruktion: zu untersuchen, in wie weit die europäischen Mächte ge- 
neigt wären, die Neutralität Dänemarks zu garantieren, wie dies früher in 
Bezug auf Belgien und die Schweiz geschehen, führte zu keinem positiven 
Resultat, denn aus den vertraulichen Unterredungen der dänischen Gesandten 
mit den Repräsentanten anderer Staaten ging es deutlich hervor, daß ein 
derartiger Vorschlag keine Aussicht habe, günstige Aufnahme zu finden. 
Wenn dies schon der Fall war zu einer Zeit, als die Frage über die 
Zukunft Dänemarks die allgemeine Aufmerksamkeit Europas erregte, so 
war es leicht vorauszusehen, daß die Sache jetzt — wo andere und wichti- 
gere Fragen dieselben in den Hintergrund gedrängt — auf keine günstigere 
Aufnahme rechnen dürfe.
	        
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