364 Hie Türkei und ihre Masallentasten. (Ende März — April 19.)
Hassan Pascha und der Scheich ul Islam Achmed Essad Effendi bleiben
im Amt.
24. Oktober. Drummond Wolff schließt mit der Pforte ein
Übereinkommen betreffend Agyptens.
Dessen Hauptpunkte sind: die Entsendung eines englischen und eines
türkischen Kommissars zur eingehenden Untersuchung der Lage Agyptens;
die Umgestaltung der Justizverwaltung, des Finanz= und Heerwesens; die
Beruhigung des Sudans; die Räumung des Landes von seiten der Englän-
der, sobald die innere Verwaltung wieder in ruhigem Gange ist.
4. November. Kähler Pascha #f6
5.—28. November. Konferenzen der Botschafter in Konstan-
tinopel. (Siehe Bulgarien.)
15. November. Rustem Pascha wird an Stelle Musurus
Pascha's zum Botschafter in London ernannt.
2. Bulgarien,
Ostrumelien und der serbisch-bulgarische Krieg.
Ende März. Die orthodoxe Geistlichkeit stellt ihre Thätigkeit
vollständig ein,
weil die Sobranje die Einstellung des für die Bezahlung der Priester-
gehalte erforderlichen Betrages von 850 000 Fr. in das Budget verweigerte
und die Regierung anwies, Maßregeln zu treffen, damit die zur Bestreitung
dieser Auslagen eingeführte Steuer, deren Bezahlung die Bevölkerung bisher
verweigerte, eingetrieben werde.
19. April. Milleniumsfeier der Slavenapostel Methodius
und Cyrillus.
Der Fürst hält im Gebäude der Nationalversammlung eine Ansprache,
in welcher er den Einfluß, den die Wirksamkeit der Apostel auf die Erhal-
tung der bulgarischen Nationalität unter der türkischen Herrschaft geübt
habe, feiert. Die Ansprache schließt:
„In dem Brüderpaar Cyrill und Methud hat der Genius unseres
Volkes — denn unser ist dieses glänzende Zweigestirn — den slavischen
Brüdern eine große Gabe dargebracht und sich dadurch den Anspruch auf
ewigen Dank erworben, ja denselben noch vermehrt durch treue Aufbewahrung
und Uberlieferung des heiligen Vermächtnisses der beiden Brüder, der flavi-
schen Bibel-Ubersetzung an die russischen Brüder. Seitdem haben wir frei-
lich, durch die Umstände verhindert, wenig mehr zur Weiterentwicklung der
slavischen Nationalität beitragen können, aber in dem Brüderpaar Cyrill und
Methud liegt für uns die Gewähr, daß in unserem Volke ein tiefer, weit-
schauender Geist verborgen liegt, der nur sich wieder frei zu regen braucht,
um neben den Brüdervölkern würdig in die Schranken treten zu können.
Und dazu soll der heutige Erinnerungstag uns ein Sporn sein, im Geiste
der großen Lehrer unseres Volkes unverdrossen weiter zu arbeiten an unserer
inneren Entwicklung, um uns der Aufgaben würdig zu machen, welche die
Zukunft uns stellt. Dazu helfe uns Gott!“
Z Der Fürst sendet ferner ein Telegramm an den Kaiser von Rußland,
in welchem er aus Anlaß der Feier die Gefühle der Ergebenheit und Dank-